Selbst der verhaltene Jubel „Serbien und Kosovo nähern sich an“ war schnell verhallt. Auch die Zufriedenheit des EU-Außenkommissar Josep Borrell darüber, „daß keine weiteren Diskussionen über den Europäischen Vorschlag mehr nötig sind“ , dürfte bald verflogen sein. Denn dieser EU-Vorschlag zur „Einigung über den Weg zur Normalisierung zwischen Kosovo und Serbien“ war vom Präsidenten Serbiens, Aleksandar Vučić, und dem Premier des Kosovo, Albin Kurti, zwar „angenommen“, aber von beiden Seiten nicht unterschrieben worden. Tage später sagte Kurti vor dem kosovarischen Parlament: „Ich habe das Abkommen nicht unterschrieben, ich habe es nur symbolisch akzeptiert.“ Und Vučić hatte schon einen Tag danach dem serbischen Fernsehpublikum gesagt: „Solange ich Präsident der Republik bin, werde ich weder eine formal noch eine nichtformale Anerkennung des Kosovo, noch die Mitgliedschaft in der Uno unterschreiben.“.
Damit bezog er sich auf Artikel 4 des „EU-Vorschlags“, in dem es heißt: „Serbien wird keine Einwände gegen die Mitgliedschaft des Kosovo in einer internationalen Organisation erheben.“ Das allerdings könnte eine indirekte Anerkennung des Kosovo bedeuten, die Serbien aber durch gute Beziehungen zu den UN-Sicherheitsratsmitgliedern Rußland und China bisher zu verhindern wußte. Zudem hat Serbien im vergangenen Jahr viel unternommen, um Länder dazu zu bewegen, die Anerkennung des Kosovo zurückzunehmen. Und das mit Erfolg, so daß es zu keiner Mehrheit in der UN-Generalversammlung kommen kann.
Eine Anerkennung wird zumindest so lange von Serbien verhindert werden, bis das Kosovo die Bildung eines „Verbandes serbischer Gemeinden“ realisiert hat. Dieser Verbindung der Gemeinden mit serbischer Bevölkerungsmehrheit und der Gewährung einer gewissen Autonomie hat aber Kurti bisher eine Absage erteilt, und vor dem Parlament soll er wiederholt haben: „Der Verband serbischer Gemeinden wird nicht passieren.“ Aber gerade die Forderung nach Bildung des Verbandes serbischer Gemeinden ist im Artikel 7 des „EU-Vorschlages“ festgehalten, „um ein angemessenes Maß an Selbstverwaltung für die serbische Gemeinschaft im Kosovo zu gewährleisten, einschließlich der Möglichkeit einer finanziellen Unterstützung durch Serbien“.
Obgleich das Kosovo sich schon 2013 zur Bildung dieses Verbandes serbischer Gemeinden verpflichtet hat, ist vorherzusehen, daß sich Kurti dem auch weiterhin entgegenstellen wird. Zu sehr werden der Einfluß Serbiens und Sezzesionsbestrebungen der Kosovo-Serben gefürchtet. Mit diesem „EU-Vorschlag“ sind also keineswegs die Konflikte beseitigt oder wenigstens entschärft worden. Die nächste Verhandlungsrunde soll am 18. März stattfinden.