Zwecks Abgrenzung vom schlesischen Kleine-Leute-Kind und marxistischen Sozialisten Arnold Zweig, der mit seinen sozialkritischen Romanen und Dramen wenig verdiente, hieß der mit ihm nicht verwandte Wiener Auflagenmillionär Stefan Zweig der „Erwerbszweig“. Im Unterschied zum späteren Aushängeschild der DDR-Kulturpolitik genoß Stefan Zweig den Ruf eines großbürgerlichen kosmopolitischen Liberalen. Wie die „Spurensuche“ des Erlanger Germanisten Korbinian Lindel jetzt ans Licht gebracht hat (Wirkendes Wort, 3/2022), war Zweig trotz solcher weltanschaulichen Dispositionen nicht immun gegen das Gedankengut der „Konservativen Revolution“. Das lasse sich, ausgehend von der während einer Weltreise geknüpften Beziehung zum Geopolitiker Karl Haushofer, anhand von Zweigs „Raumdenken“ demonstrieren. Schon sein kurzzeitiger „Kriegsfeuilletonismus“ im Herbst 1914 übernahm Haushofers Vorstellungen vom ewigen Konkurrenzkampf der als natürliche Organismen gedachten Staaten um Lebensraum. Einem Millionenpublikum vermittelte er diese „Bildlogik“ vor allem in seinen „Sternstunden der Menschheit“, wo er anhand der „Eroberung von Byzanz“ (1453) die „Anakondapolitik“ (Haushofer) mit Blick auf deutsch-britische Rivalitäten schildert, mit der eine Seemacht eine Landmacht erdrückt.