© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 10/23 / 03. März 2023

CD-Kritik: Shania Twain – Queen of Me
Pop statt Country
Eric Steinberg

Auch wenn sich Shania Twain auf dem Cover zu „Queen of Me“ noch mit Cowboyhut präsentiert, ist vom Pop-Country-Sound der 1990er Jahre nichts mehr übrig. Auf ihrem neuen Album verschreibt sich die Kanadierin endgültig der Pop-Musik und verliert damit die Grundpfeiler ihres bisherigen Charterfolges aus den Augen. Denn: Anstatt als Powerfrau aufzutreten, mißlingt der Künstlerin dieses Mal selbst der Gesang. 

Jedoch mindert nicht nur der Autotune-Effekt ihrer Stimme die Qualität des Albums. Schmerzlich vermißt werden die Geigen, bissige E-Gitarren und ein Akustikschlagzeug, die den bisherigen Sound der Sängerin prägten. Gewichen sind diese Komponenten einer Akustikgitarre, die fast während des gesamten Albums im Hintergrund seiert und dem Clap-Sound des Schlagzeugs, der den Übergang zur Popmusik besiegelt. 

Zumindest in der Aussage des Albums bleibt sich die Sängerin treu. „Queen of Me“ handelt von einem positiven Selbstbild und dem Gedanken, sich niemals unterkriegen zu lassen. Lieder wie die Singleauskopplung „Giddy Up“ sollen genau das vermitteln, prägen sich aber nicht ein. Bis auf „Waking Up Dreaming“ findet sich auf dem Album kein Song, der sich durch eine besondere Melodie oder durch seinen Aufbau auszeichnet – alles verschwimmt zur grauen Masse. Selbst die Paradedisziplin der Sängerin, ruhige Balladen, läßt sich nicht finden. Damit vergrault der ehemalige Country-Star nicht nur endgültig eingefleischte Fans, sondern wird ebensowenig neue dazugewinnen. 

Shania Twain Queen of Me Republic (Universal Music) 2023

 www.shaniatwain.com