© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 09/23 / 24. Februar 2023

Kabinenklatsch
Es geht um die Tabellenspitze
Ronald Berthold

Als die Bundesliga im November in die längste Winterpause aller Zeiten ging, sah alles eindeutig und wie immer aus. Die Bayern führten souverän die Tabelle an. Auf den 1. FC Union hatten sie sieben, auf Borussia Dortmund neun Punkte Vorsprung. Es schien nach 15 Spieltagen auf den elften Meistertitel der Münchner in Folge hinauszulaufen.

Doch dann kam diese verkorkste WM. Und die Bayern-Spieler, die das Gerüst der Nationalelf stellten, waren verantwortlich für das blamable Vorrundenaus und die infantilen politischen Gesten, die Deutschland weltweit lächerlich machten. Irgendwie scheint das nachzuwirken. Denn der Vorsprung ist dahin. Mit Dortmund und Union ist der Rekordmeister sechs Spieltage später punktgleich. Die Mannschaft taumelt auffällig, konnte nur zwei der sechs Spiele nach der WM gewinnen. Hätten die Berliner am vergangenen Wochenende den Letzten Schalke besiegt, wären die Münchner ihre Tabellenführung jetzt schon los. Doch die Eisernen konnten die Gunst der Stunde nicht nutzen. Nun steht am Sonntag das direkte Aufeinandertreffen an. Aber vorher toben die Bayern noch medienwirksam gegen einen Platzverweis, der schuld sei an der Niederlage in Gladbach, das sich eine Woche zuvor noch vom Abstiegskandidaten Hertha BSC hatte verhauen lassen. Es ist immer dasselbe. Läuft es bei den Bayern nicht, ist der Schiedsrichter der Buhmann. Dabei profitiert kein Verein so sehr vom Schiri-Bonus wie der FCB. Es würde mich nicht wundern, wenn das Gezeter Erfolg hat, der Unparteiische beeindruckt ist und im Zweifel lieber für die Bayern pfeift. Es geht gegen Union schließlich um die Tabellenführung, und die ist ein Erbhof der Münchner.