Am 29. Dezember 1890 massakrierten Angehörige des 7. US-Kavallerie-Regiments unter Colonel James William Forsyth nahe der heutigen Ortschaft Wounded Knee um die 300 Angehörige verschiedener Sioux-Stämme. Mehr als acht Jahrzehnte später besetzten Mitglieder der Gruppe American Indian Movement (AIM) und der Oglala Sioux Civil Rights Organization (OSCRO) die kleine Siedlung in der nunmehrigen Pine Ridge Reservation in South Dakota. Dies resultierte aus internen Streitigkeiten: Richard Wilson, der ebenso korrupte wie gewalttätige Vorsteher des Reservates vom Lakota-Unterstamm der Oglala, welcher mit Hilfe einer Schlägertruppe namens Guardians of the Oglala Nation (GOON) herrschte und das Indianerland zu seinem eigenen Vorteil verramschte, war der AIM und der OSCRO immer mehr zum Dorn im Auge geworden. Allerdings scheiterten die Versuche, Wilson des Amtes zu entheben, durch dessen trickreiches Lavieren.
Daraufhin zogen in der Nacht vom 27. zum 28. Februar 1973 rund 300 Mitglieder oder Anhänger der beiden Organisationen nach Wounded Knee, wo sie elf Einwohner als Geiseln nahmen und sich verschanzten. Anschließend verkündeten die Führer der Gruppe, Russell Means, Carter Camp und Dennis Banks, die Forderungen der Besetzer, welche plötzlich weit über die Ablösung von Wilson hinausgingen. So sollten beispielsweise auch alle 371 zwischen der US-Regierung und den Indianern geschlossenen Verträge auf ihre Rechtmäßigkeit überprüft sowie das Verhalten der staatlichen Behörden gegenüber den Oglala untersucht werden.
Ein jahrelanger „stiller“ Bürgerkrieg zwischen den Indianern folgte
In Reaktion hierauf blockierten zahllose Beamte des FBI und des U.S. Marshals Service sämtliche Zugänge nach Wounded Knee, wodurch die zunächst eher symbolische Konfrontation zu einer Belagerung beziehungsweise zu einem 71 Tage währenden bewaffneten Konflikt mutierte. In dessen Verlauf unterbrachen die Sicherheitskräfte auch die Strom-, Wasser- und Lebensmittelversorgung und schickten schließlich sogar den Stabschef der 82. Luftlandedivision, Colonel Volney Warner, an den Ort des Geschehens, um Möglichkeiten zum militärischen Eingreifen auszuloten. Warner sympathisierte jedoch mit der AIM, weswegen die Lage nicht weiter eskalierte. Dennoch fanden immer wieder Feuergefechte statt, welche auch Opfer forderten: Zunächst erlitt der US-Marshal Lloyd Grimm schwere Verletzungen, dann starben der Cherokee-Indianer Frank Clearwater und der Oglala Lawrence Lamont an ihren Schußwunden.
Nach dem Tode Lamonts am 26. April 1973 verfügten die Stammesältesten das Ende der Besetzung von Wounded Knee, wo die Aktivisten am 8. März auch die formelle Unabhängigkeit der Nation der Oglala proklamiert hatten, welche freilich trotz aller Bemühungen keinerlei nationale oder internationale Anerkennung fand.
Die Räumung der Ortschaft dauerte bis zum 8. Mai 1973. Danach kam es zu einer Fortsetzung der Willkürherrschaft von Wilson in Pine Ridge, weil die staatlichen Behörden nicht in die Stammesselbstverwaltung eingreifen wollten. Die Folge war ein „stiller“ Bürgerkrieg zwischen den Indianern: Die Rate der gewaltsamen Todesfälle in dem Reservat lag zeitweise fast dreimal so hoch wie in der damaligen amerikanischen „Mordhauptstadt“ Detroit. Wilson wurde erst 1976 entmachtet, was jedoch nichts an der grundsätzlich prekären Situation der Bewohner von Pine Ridge änderte, die letztlich bis heute fortbesteht: Das 11.000 Quadratkilometer große Indianerterritorium gehört zu den ärmsten Regionen der USA, wo Zustände herrschen, wie sonst nur in manchen afrikanischen Entwicklungsländern.