© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 09/23 / 24. Februar 2023

Zeitschriftenkritik: The European Conservative
Vielfältiges konservatives Denken
Julian Schneider

Die Zeitschrift besteht keinen Reinheitstest, gibt sie im aktuellen Editorial zu. Streit kommt in vielen Familien vor, politischer Streit kann manchmal Familien trennen. Auch unter Konservativen gibt es Streit. The European Conservative sieht es als seine Aufgabe, auch jenen rechten, konservativen Denker eine Plattform zu bieten, die man – wie es im Englischen heißt – „de-platformed“ hat, denen man die Bühne entzieht. Das Ergebnis ist eine faszinierende Vielfalt rechtsintellektueller Texte, Essays und Rezensionen.

Der Autor Anthony Daniels etwa schreibt anläßlich Prinz Harrys weinerlicher Selbstentblößung über den Drang noch der Privilegiertesten, sich als Opfer darzustellen und damit höheren moralischen Status zu erlangen. Der tschechische Politikprofessor und frühere Vizeaußenminister Petr Drulák findet, die sogenannte politische Mitte sei inzwischen von einer technokratischen, neoliberalen und progressistischen Elite gekapert worden, die extreme Ideen vertrete, nämlich die Nationen abzuschaffen, Massenmigration zu erlauben und mit Gender-Ideologie die Familien zu unterminieren. Dagegen sollten sich rechte und linke Demokraten verbünden, die Demokratie, Nation und Souveränität verteidigen wollten.

Einen Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift bilden Texte von und über Otto von Habsburg. Der Amerikaner Ed Feulner, langjähriger Präsident der einflußreichen Heritage Foundation, erinnert sich daran, wie er als Student den Sohn des letzten österreichischen Kaisers in den 1960er Jahren erstmals traf. Wie kaum ein anderer habe Otto von Habsburg in seinem Leben die totalitären Systeme Nationalsozialismus und Kommunismus als zwei Seiten einer Medaille erkannt, die er gleichermaßen ablehnte, und für einen christlich-abendländischen Westen gekämpft. Ein langer Aufsatz aus seiner eigenen Feder von 1965 erklärt, wie der Kommunismus Mittelosteuropa deformiert hat. In einem Interview schildert sein Sohn Karl von Habsburg, Vorsitzender der österreichischen  Paneuropa-Union, warum er eine EU-Regierung fordert, aber der EU auch ein Subsidiaritäts-Defizit vorwirft.

Gleich drei Rezensenten beschäftigen sich mit dem Buch des israelischen Philosophen Yoram Hazony „Conservatism: A Rediscovery“, der die Allianz von Konservativen und Liberalen entwirren will. Ein Aufsatz von Pedro Gonzalez, Mitherausgeber von Chronicles: A Magazine of American Culture, widmet sich General Franco und dem Spanischen Bürgerkrieg. Wer eine englischsprachige, elegant geschriebene und gestaltete konservative Zeitschrift mit hohem Niveau sucht, wird bei The European Conservative fündig.

Kontakt: European Conservative Nonprofit Ltd., Tas Vezér utca 3-7, 1113 Budapest, Ungarn. Das Einzelheft kostet 14,90 britische Pfund.

 www.europeanconservative.com