© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 09/23 / 24. Februar 2023

Konservative Internationale knüpft ihr Netzwerk
Globaler Kulturkrieg
(dg)

Als Professoren nehmen die Soziologin Kristina Stoeckl (Innsbruck) und der Politologe Phillip Ayoub (London) eine amtliche Spitzenposition in der akademischen Rangordnung ein. Die sie aber nicht davor bewahrt, auf Wissenschaft zu pfeifen, um vormoderne  Weltbilder in Schwarz-Weiß zu pflegen. Auf deren Sonnenseite stehen „Progressive“, die für „liberale Werte“,  „Demokratie und Menschenrechte“ streiten. Die Nachtseite repräsentieren jene Finsterlinge, die an „hartnäckigen Vorurteilen“ kleben, denen zufolge es eine „natürliche Ordnung“ gebe, die etwa die Institution der Ehe auf die heteronormative Verbindung zwischen Mann und Frau beschränke.  Auch weigern sich diese Verteidiger einer „konservativen Werteagenda“, die Auflösung traditioneller Familienwerte oder das Recht auf Abtreibung als „fortschrittlich“ zu akzeptieren. Zum Leidwesen Stoeckls und Ayoubs ist es solchen „Antiliberalen und rechten Populisten“ gelungen, ebenfalls ein „transnationales Netzwerk“ zu schaffen. Dessen Rückgrat bilde die US-amerikanische International Organization for the Familiy, die seit 1997 weltweit Kongresse veranstaltet, um konservative Aktivisten gegen die transnational operierende LGBTQI- und „Gender-Lobby“ zu mobilisieren. Ausgerechnet konservative „Moralapostel“, die sich als national verstünden, würden also nach dem Vorbild kosmopolitischer Anywheres eine transnationale Werteallianz formen, um einen „globalen Kulturkrieg“ zu führen. Daß dies aus Notwehr gegen die „progressive“ Zerstörung bewährter „Normalitäten“ geschieht, kommt Stoeckl und Ayoub nicht in den Sinn (Welt-Sichten, 1/2023). 

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