© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 09/23 / 24. Februar 2023

Botschaft der Woche
Mehr xx im AA
Christian Vollradt

Deutschland pflegt mit über 190 Staaten in der Welt diplomatische Beziehungen. Nicht in jedem gibt es eine Botschaft, nur in 153 Ländern. Mancherorts genügt ein Generalkonsulat, manchmal deckt eine Vertretung mehr als eine Hauptstadt in der Ferne ab. Berlins Botschafter beim Heiligen Stuhl zum Beispiel vertritt Deutschland auch gegenüber dem Souveränen Malteserorden, was in Rom fußläufig zu schaffen ist. Kommende Woche, so heißt es, will man im Auswärtigen Amt aufstocken und einen weiteren Posten für Spitzendiplomaten schaffen: nämlich eine „Botschafter*in für feministische Außenpolitik“. Die (oder der?) soll „für das Mainstreaming feministischer Außenpolitik Sorge tragen“. Als Vorbild dienen dem AA die Schweden, denn dort gebe es bereits eine „Botschafterin für Geschlechtergerechtigkeit“. Ziel sei ein „Kulturwandel“ am Werderschen Markt. Dort weht schon längst ein anderer Wind als noch zu früheren Zeiten, wo es zum guten Ton gehörte, nicht nur die Attaché-Ausbildung durchlaufen zu haben, sondern in Studententagen auch ein (weißes oder wenigstens grünes) Corps. Nun gilt es „Genderkompetenz“ statt Trinkfestigkeit zum Einstellungskriterium des diplomatischen Personals zu machen. In den Auslandsvertretungen soll es künftig Ansprechpartner für das Thema geben, „queere Veranstaltungen“ seien zu fördern, um auf die Belange von sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten aufmerksam zu machen. Führungskräfte müssen zudem eine „Anti-Bias-Schulung“ durchlaufen, in der sie über Vorurteile und Privilegien aufgeklärt werden, berichtet der Spiegel. So sei – ungeachtet der Frau an der Spitze – der Nachholbedarf auch im eigenen Hause groß. Lediglich 27 Prozent der Auslandsvertretungen werden von Frauen geleitet. Wer angesichts dieses Reformtempos erstmal etwas zur Verdauung braucht, kann ja einen Kurzen der Marke Fürstin Bismarck kippen.