Die Kneipe ist urig. Das Bier frisch gezapft und kühl. Die Bedienung jung und schnell. Nur die beiden Typen am Tisch – mit dem einen war ich verabredet, den anderen hat erster mitgebracht – beginnen sich jetzt allen Ernstes über ein Mädchen zu streiten. Wer denn da und vor allem mit welchem Recht mit ihr ausgegangen ist?
Ich glaube meinen Ohren nicht zu trauen. Es geht um eine 18jährige Dorfschönheit. Zumindest war sie das für den Jüngeren der beiden, während sie für den anderen nur ein Mädchen war, das der andere anhimmelte und das schon deswegen für ihn interessant war. Und das er natürlich dank seiner um ein paar Jahre früheren Geburt auch zu beeindrucken wußte.
Ich nehme einen kräftigen Schluck, lausche der Jazzsängerin und versinke selbst in Träumereien.
Während die ebenfalls bestimmt erst 18 Jahre alte Kellnerin eine neue Runde Bier bringt, kriegen sich die beiden in die Haare. Offenbar braucht es aber mich als Neutrum, damit sie sich mal richtig die Herzen ausschütten.
Ich nehme einen kräftigen Schluck, lausche der rauchigen Stimme der Jazzsängerin, die leise aus den Boxen rinnt, schaue der Kellnerin nach, wie sie die Wendeltreppe gen der oben gelegenen Küche entschwindet und versinke selbst ins Träumen.
Wie war das damals mit dieser Schwarzhaarigen, von der alle schwärmten, aber nur ich den Mut hatte, sie anzusprechen? Und als wir dann zusammen auf den Schulball gingen und alle mich begrüßten, als wären wir schon lange Kumpels, nur um ihr nahe zu sein? Und in welchem Moment ist sie mir eigentlich abhanden gekommen?
Ich habe keine Ahnung, was aus ihr geworden ist und welchen Familiennamen sie trägt. Vielleicht leben ihre Eltern noch in der alten Wohnung. Wenn ich das jemals noch erfahren möchte, muß ich mich beeilen.
Ich blicke zu meinen beiden Zechkumpanen, die sich gerade böse anblicken: „Was ist eigentlich aus eurer Angebeteten geworden, habt ihr noch Kontakt?“
Sie schauen mich sprachlos an. „Das ist jetzt fast 50 Jahre her“, sagt der eine. „Ich habe sie noch mal getroffen, das dürfte jetzt 18 Jahre her sein“, sinniert der andere. Prompt kommt die Frage: „Und wie sah sie aus?“
Wenn die Revolution Unordnung ist, so ist die Gegenrevolution die Restauration der Ordnung.
Plinio Corrêa de Oliveira (1908–1995)