© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 8/23 / 15. Februar 2023

Meldungen

Ampelregierung schrumpft Budget für Meeresforschung

BREMERHAVEN. In ihrem Koalitionsvertrag versprach die Ampel für den Schutz der Meere eine „Offensive“ und eine „kohärente und verbindliche Strategie“. Für Antje Boëtius, Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts, sind das eher hohle Worte. Exakte Regeln zum Schutz der Meere gäbe es schon lange, sie müßten nur endlich umgesetzt werden. Unklar sei, wie der Windparkausbau in Ost- und Nordsee mit dem Raumbedarf von Naturschutz, Fischerei und Schiffsverkehr harmonieren soll. Zudem müsse Deutschland Stellung beziehen: zur Finanzierung des internationalen Meeresschutzes und zu brisanten Fragen des Tiefseebergbaus. Hier werbe Frankreich wegen der unzureichend erforschten Risiken für die ozeanischen Ökosysteme für ein Moratorium, während Deutschlands Haltung aus Sorge um „grüne Rohstoffe“ für die Energiewende „nicht eindeutig“ sei. Mehr Geld erhalte die deutsche Ozeanforschung nicht. Eher werde ihr Budget schrumpfen – um 20 bis 30 Prozent (Greenpeace Magazin, 6/22). (ck)

 www.awi.de/im-fokus/nordsee





Luftverschmutzung: Selbst ein bißchen verkürzt Leben

MAINZ. Nach Berechnungen des Max-Planck-Instituts für Chemie und der Universitätsmedizin Mainz, die die Biologin Claudia Eberhard-Metzger zusammengefaßt hat (Bild der Wissenschaft, 12/22), verkürzt dreckige Luft das Leben global gesehen um durchschnittlich drei Jahre. Die frühere Sterbewahrscheinlichkeit gehe vor allem auf das Konto von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE). In Deutschland sei Luftverschmutzung, neben Tabakrauchen und ungesunder Ernährung, trotz vielfältiger Verbesserungen, noch immer der wichtigste Risikofaktor, der die Lebenszeit beeinflußt: Die Mainzer Wissenschaftler errechneten pro Jahr eine statistische Übersterblichkeit aufgrund von Luftverschmutzung durch etwa 42.000 frühere Herz- und 6.700 Schlaganfall-Todesfälle. Angesichts von 338.000 Menschen, die 2020 in Deutschland insgesamt an HKE starben, gebe es keine „ungefährliche Luftverschmutzung“. Auch ein bißchen davon sei schlecht für den Körper, wenn sie ständig eingeatmet wird. (li)

 www.mpic.de/3477744/press-releases




Genetische Flaschenpost von Familien aus der Urzeit

LEIPZIG. Das südliche Sibirien war vor 54.000 Jahren die Heimat einer Gruppe von Neandertalern aus mindestens acht Erwachsenen und fünf Jugendlichen. In der Sippe lebten ein Vater mit seiner Tochter und ein kleiner Junge sowie dessen Cousine, Tante oder Großmutter. Die Frühmenschen jagten in Flußtälern Steinböcke, Pferde und Bisons und sammelten Material für ihre Steinwerkzeuge. Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie sind auf diese Großfamilie durch die DNA-Analyse von Knochen gestoßen, die sie in zwei Höhlen des Altai-Gebirges gefunden haben. Die extrem geringe genetische Vielfalt legt nahe, daß die Sippe nur aus zehn bis zwanzig Individuen bestand, die wenig genetischen Austausch mit anderen Gruppen hatte. Bindeglieder zwischen Großfamilien waren meist Frauen. Sie wechselten häufiger als Männer von ihrer Geburtsgruppe in eine andere (Max Planck Forschung, 4/22). (ob)

 www.eva.mpg.de/de/archaeogenetik



Erkenntnis 

„Ich fahre manchmal auch gerne Auto. Es geht nicht um Verzicht. Ich möchte mich so bewegen können, daß nebenbei keine Kosten entstehen, die ich nicht überblicken kann und nicht verantworten kann, durch CO₂-Emissionen, Lärm und die Versiegelung der Landschaft. Übrigens kommt eine Verkehrswende nicht zuletzt denjenigen zugute, die wirklich auf das Auto angewiesen sind. Für sie werden die Straßen schließlich leerer.“

Luisa Neubauer, Geographin, Grünen-Mitglied und Sprecherin von „Fridays for Future“