Cem Özdemir mochte schon als Kind kein Fleisch. Deshalb freut es ihn sicher, daß 2022 nur noch 45,8 Millionen Schweine heimischer Herkunft in Deutschland geschlachtet wurden (-9,6 Prozent). Doch der Agraminister ist nicht nur ein Bauernschreck: „Warum braucht jemand Schlangen oder ein Chamäleon zu Hause?“, fragte der Ex-Grünen-Chef in der Südwest Presse. „Manche Menschen legen sich Tiere zu, die aus meiner Sicht in privaten Haushalten nichts zu suchen haben.“ Diese Frage drückte er sogar ins Bundestagswahlprogramm: „Die Haltung von Tieren aus Wildtiernachzuchten sollte an eine Positivliste und einen Sachkundenachweis geknüpft werden, der sich an der Schwierigkeit der Haltung der jeweiligen Tierart bemißt.“ Das beträfe auch Zucht und Haltung fast aller Aquarienfische, da diese Wildtiere im Sinne der grünen Verbotspartei sind. Schon 2021 warnte daher der Aquarianer Frank Schäfer in einem offenen Brief davor, daß die Grünen ein Handelsverbot für Zierfische sowie für Amphibien, Reptilien, Vögel, Kleinsäuger, Insekten & Co. fordern würden.
Nur eine Positiv-Liste oder sogar ein obligatorischer Sachkundenachweis für
alle Haustiere?
Aquarianer seien aus grüner Sicht Naturzerstörer, „denen man im Sinne des Gemeinwohls das Handwerk legen muß“. Thomas Kölpin, Direktor des Zoologischen Gartens „Wilhelma“ in Stuttgart, verlangt sogar einen obligatorischen Sachkundenachweis für alle Haustiere, denn Vogelspinnen und Kornnattern seien angeblich leichter zu halten als Hunde und Katzen. Ein solcher „Führerschein“ verhindere zudem Spontankäufe oder Mode-Haltungen. Das bewährte System der deutschen Negativlisten – diese enthalten jene Arten, die wegen ihrer Gefährlichkeit oder aus Artenschutzgründen für die private Haltung nicht geeignet sind – abzuschaffen, dafür ist keine politische Mehrheit in Sicht. Aber es gibt ja die EU: „Eine europäische Positiv-Liste“, so der frühere Europaabgeordnete Özdemir, „kann hier helfen.“ Die schreibt dann vor, welche Tiere zu Hause erlaubt sind.