Die Wahrnehmung des Islam ist für den am Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung in Halle über islamisches Recht forschenden Professor Hatem Elliesie in den USA und in Europa zunehmend von zwei Bildern geprägt. Erstens: Nur Gesellschaften, die die Menschenrechtsidee akzeptieren, passen zur westlichen Kultur. Zweitens: Treffe man auf Gesellschaften wie die islamischen, die als anders empfunden werden, suche man nach einem „Wesen“, aus dem diese Besonderheit resultiert (Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 4/2022). In diesem Kulturessentialismus scheine sich die ontologische Grundannahme zu bewahrheiten, daß das Wesen des Islam den Homo Islamicus auf Verhaltensweisen festlege, denen er auch im westlichen Umfeld nicht entrinnen könne. Deshalb sehe es so aus, daß sich Menschenrechte mit dem Islam schon deshalb nicht vereinbaren ließen, weil er sie gar nicht kenne. Dabei werde ausgeblendet, daß zumindest eine kleine Fraktion von Koranexegeten, die die Lehre Mohammeds nicht anti-westlich positionieren wolle, zu Recht propagiere, Menschenrechte wären eine genuine, 1.400 Jahre alte „Erfindung“ des Islam, der Koran sei mithin der „ideale Menschenrechtskodex“. Leider sei die „emanzipatorische Wirkung“ dieser Auslegung in der islamischen Welt bislang ausgeblieben. (dg)
www.ifz-muenchen.de/vfz-archiv
Historisches Kalenderblatt
25. Februar 1623:
Nach seiner militärischen Hilfe für das Heer der Liga gesteht Kaiser Ferdinand II. auf dem Regensburger Fürstentag Herzog Maximilian von Bayern die Übertragung der pfälzischen Kurwürde und die Eingliederung der Oberpfalz in dessen Herrschaftsbereich zu.