Als Lehre aus der Corona-Pandemie hält Beate Hofmann weiterhin an einfachen Wahrheiten fest: Wer Maske trage, schütze sich und andere, wer sich impfen lasse, schütze sich zumindest vor schweren Krankheitsverläufen, senke die Ansteckungswahrscheinlichkeit und gehe nur ein geringes Risiko negativer Impffolgen ein. Zur kritischen Aufarbeitung der auch von ihrer Kirche penibel exekutierten staatlichen Corona-Politik scheint die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck noch Zeit zu benötigen. Immerhin aber räumt sie ein, daß Christen wie Nicht-Christen „ambivalente Pandemie-Erfahrungen“ hinter sich hätten, die Zweifel am absoluten Vorrang körperlicher Gesundheit nähren. Das derzeitige „Zurücktasten in Geselligkeit und Kontakt ohne ständige Angst vor Ansteckung“ scheine darum einherzugehen mit einer „veränderten Gütergewichtung“. Die sozialen und psychischen Wunden, die staatliche Maßnahmen vor allem bei Alten, Kranken, Kindern und Jugendlichen schlugen, weckten offenbar eine neue Sehnsucht nach „Gemeinschaft, Begegnung und Berührung“. Und damit ein kollektives Bewußtsein dafür, daß der Mensch mehr sei als sein Körper. Dessen bloße Funktionalität entscheide eben nicht über die Sinnhaftigkeit des Lebens und Glückserfahrungen. Denn zum Leben gehöre es auch, „etwas zu erleiden und Widerfahrnisse auszuhalten“. Werde doch die Sehnsucht nach Gesundheit in dieser Welt ohnehin nie ganz verwirklicht, predigt die Bischöfin, nachdem sie wie die meisten anderen Kirchenfunktionäre seit 2020 die nun relativierte Ideologie von der „Machbarkeit von Gesundheit“ verbreitet hat (zeitzeichen, 12/2022). (dg)
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