© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 8/23 / 15. Februar 2023

Summe der Woche
Wertvolles Wörtchen
Christian Vollradt

Ein Wort kann teuer werden. Sogar wenn es ganz kurz ist, jeder Verheiratete kann davon ein Lied singen. Doch im hohen Norden des Landes geht es nun um eine ganz besondere Kostbarkeit: 210.000 Euro sind für ein einziges Wort zu berappen – vom Steuerzahler, versteht sich. Donnerwetter, möchte man meinen, was für eine Super-Vokabel wird das wohl sein? Nun, die Antwort könnte enttäuschend ausfallen, denn es handelt sich um das profane Wörtchen „Straßenbau“. Also kein lexikologischer Adel, sondern im wahrsten Sinne des – Achtung: Wortes – etwas sehr Bodenständiges, beziehungsweise Bodenlägriges. Und nun kommt die Pointe: Die 210.000 Euro kostet es nicht, das Wort „Straßenbau“ zu schreiben, sondern es zu entfernen. In Schleswig-Holstein gibt es nämlich den Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr. Der soll aber künftig nur noch Landesbetrieb Verkehr heißen, darauf haben sich CDU und Grüne im Koalitionsvertrag geeinigt. Die Namensänderung muß dann natürlich an allen fünf Standorten der Behörde, auf ihren Fahrzeugen, auf den Papieren, in den Medien vorgenommen werden. Geschätzt kostet das besagte Summe – geschätzt, vielleicht auch mehr. Ein „rein symbolpolitischer Akt ist nichts anderes als Steuerverschwendung“, empört sich der ehemalige Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP), der das Ganze per Anfrage herausgefunden hatte. Denn an den Aufgaben des Landesbetriebs ändert sich nichts. Das sei „nichts anderes als eine PR-Mogelpackung und schlecht gemachtes Greenwashing“, so der Landtagsabgeordnete. Auch der Landesrechnungshof und der Bund der Steuerzahler halten nichts von solcher teuren „Wortkosmetik“. Daß es allerdings mehr kostet, wenn etwas eingespart werden soll, dürfte die Normalverbraucher spätestens seit der Energiewende nicht mehr wirklich überraschen.