© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 8/23 / 15. Februar 2023

Zitate

„Ich erlebe eine Kastration der Kultur. Freimachen kann ich mich, indem ich Renitenz beweise. Einfach nicht reagieren. Das verschafft mir noch mehr Freiheit. (...) Das Phänomen der ‘Kulturellen Aneignung’ zum Beispiel interessiert mich überhaupt nicht. Nicht die Bohne relevant. Ich stelle aber fest, daß es Nachwuchskomikern immer schwerer fällt, sich davon nicht beeinflussen zu lassen.“

Helge Schneider, Kabarettist und Musiker, im „Rolling Stone“ am 10. Februar





„Was Karl Lauterbach betrifft: Die Geschichte spricht hier für sich, das hat ja mittlerweile auch er selbst verstanden. Politische und wissenschaftliche Abwägungen haben nicht ausreichend stattgefunden. Es gab zudem lautstarke Lager, die „No Covid“ oder gar „Zero Covid“ forderten. Wohin das führen kann, sahen wir bis vor kurzem in China. (...) Bei uns fehlte es an interdisziplinärem Austausch und an Akzeptanz unterschiedlicher Standpunkte. Die wurden teils gar nicht geduldet oder sofort diskreditiert. Es ging schnell mehr um Gut und Böse als um die Suche nach dem richtigen Weg. Das nahm teils fast intolerante Züge an, es herrschte die Totalität eines einzigen Arguments statt Diskurs.“

Hendrik Streeck, Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn, im „Focus“ am 13. Februar





„Die Emanzipation der Vernunft hat uns der öffentlichen Meinung versklavt. Und es ist vor allem die Emanzipation der Vernunft von der Tradition, die ein Orientierungsvakuum geschaffen hat, das die Gewalt der öffentlichen Meinung unwiderstehlich macht. Alle reden von Individualität, Diversität und Selbstverwirklichung – und alle denken dasselbe. So entsteht der Konformismus des Andersseins. Sie alle sind Schauspieler des Nonkonformismus auf der Bühne des Konformismus.“

Norbert Bolz, Medienwissenschaftler, in der „Welt“ am 13. Februar





„Als unwahrscheinlich, zumindest für die nahe Zukunft, gilt in Sicherheitskreisen eine Art Afghanistan-Effekt: Irgendwann werde Rußland sich zurückziehen, weil der Krieg zu teuer und verlustreich sei und die Volkswirtschaft zusammenbreche. Einem solchen Szenario stehe entgegen, daß die Krim für Rußland etwas anderes bedeutet als Kabul. (…) Es ist leicht, das ‘Manifest für Frieden’ als naiv zu kritisieren. Was aber fehlt, ist eine überzeugende Alternative, in der Wort und Tat übereinstimmen und eine realistische Lageeinschätzung zu moralisch vertretbaren und praktikablen Maßnahmen führt. Darüber müßte gestritten werden.“

Malte Lehming, leitender Redakteur, im „Tagesspiegel“ am 13. Februar zur gemeinsamen Petition von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht 





„Ich denke, es ist wichtig, der Jugend eine alternative Kultur zu bieten, die sowohl glaubwürdig als auch kraftvoll ist. Nur so können wir Begabungen und Talente anziehen und damit eine echte treibende Kraft schaffen. Es reicht nicht aus, das Angebot der anderen Seite in den sozialen Medien zu kritisieren oder langweilige und dogmatische Bücher zu veröffentlichen. Ich empfehle daher, überall hinzugehen, an allen Fronten zu kämpfen, zu investieren und Bereiche zu erneuern, die so lange vernachlässigt wurden: Kultur, Kunst, Presse, Humor, das Denken usw. Die Rückeroberung unserer Länder hängt vor allem von der Rückeroberung unserer Köpfe ab.“

Laurent Obertone, französischer Journalist, in der Winter-Ausgabe der Zeitschrift „The European Conservative“ am 13. Februar