Talkshows: ARD und ZDF grenzen AfD aus
BERLIN. Die JUNGE FREIHEIT hat die Talkshow-Auftritte deutscher Politiker in den Sendungen „Hart aber Fair“, „Maischberger“, „Maybrit Illner“, „Markus Lanz“ und „Anne Will“ analysiert. Das Ergebnis ist eindeutig: Die AfD wird weitgehend verbannt. Unterrepräsentiert ist auch die Union. Überrepräsentiert sind dagegen SPD, Grüne und die Linkspartei. Insgesamt 457mal wurden Politiker der im Bundestag vertretenden Parteien 2022 in die Politik-Talkshows eingeladen. Davon entfallen 125 Teilnahmen auf CDU und CSU, 129 auf die SPD, 100 auf die Grünen, 67 auf die FDP und 34 auf die Linkspartei. Die AfD-Anteil liegt mit nur 2 bei 0,432 Prozent. Die JF fragte bereits im vergangenen Jahr bei den Sendern an, wieso die AfD trotz Gleichbehandlungsgebot außen vorgelassen wird. Talkshows seien keine „Ersatz-Parlamente“, rechtfertigte die ARD den AfD-Bann. Eingeladen werde „themenbezogen“ und nach „rein journalistischen Kriterien“. Und: „Dabei werden Mitglieder verschiedener Parteien weder per se bevorzugt noch benachteiligt.“ Vom ZDF hieß es, die Gäste sollten „unterschiedliche Positionen und Perspektiven auf das Thema haben, kommen aus Politik, Wissenschaft und Journalismus oder sind engagierte, betroffene Bürgerinnen und Bürger“. Durch „kontroverse Debatten“ könnten sich Zuschauer eine Meinung bilden oder hinterfragen. Allerdings sei es nicht immer möglich, „alle denkbaren Positionen in einer Sendung abzubilden“. Die JF fragte auch bei den Redaktionen direkt an, bekam als Antwort aber nur, daß man den Statements der Sender nichts hinzuzufügen habe. Eine repräsentative Verteilung würde anders aussehen. AfD-Medienexperte Leif-Erik Holm kritisierte diese Schieflage bei den Öffentlich-Rechtlichen. „Sie machen mit ihrer ‘Volkserziehung’ einfach weiter wie bisher“, sagte der Bundestagsabgeordnete und frühere Radiomoderator der JF. „Die politische Präferenz ihrer Journalisten bestimmt die Inhalte. Das gilt auch für die Talkrunden. Echte Diskussionen kommen nicht mehr zustande. Das hat man bei Corona gesehen, und das sieht man jetzt wieder beim Ukraine-Krieg oder der selbstgemachten Energiekrise. Aber worüber soll man auch streiten, wenn alle – Anwesenden – einer Meinung sind?“ (ho)
Aufgelesen
„Die Linksverschiebung im Berufsfeld Journalismus ist ein seit Jahrzehnten wieder und wieder bestätigter Befund.“
Kommunikationsforscher Christian Pieter Hoffmann in der „Welt“