Es war ein Engagement, bei dem nicht nur Nutzen, sondern auch Applaus sicher schien. Mit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs baute das linke Magazin Katapult eine Ukraine-Redaktion auf, sammelte 310.000 Euro Spenden: Ukrainische Journalisten sollten aus Greifswald und Odessa über die Geschehnisse in dem Land berichten. Jobs und Geld in schwierigen Zeiten für die einen, Berichte von Orts- und Sprachkundigen für die anderen, ein Gewinn für beide Seiten. Doch nun stolpert Katapult-Gründer und Chefredakteur Benjamin Fredrich über das moralisch aufgeladene Vorhaben und nimmt seinen Hut.
Vorausgegangen war ein kritischer Bericht von uebermedien.de, in dem die ukrainischen Journalisten Roksana und Sergey Panashchuk dem Deutschen vorwerfen, „sie benutzt und dann fallengelassen zu haben“. Ab Mitte 2022 „schien niemand verantwortlich für uns zu sein“, klagen die beiden, bei denen das Gefühl aufkam, lediglich anderen Medien „Interviews über das ‘Katapult Ukraine’-Projekt“ geben zu sollen. Ende des Jahres sei zudem das Gehalt nicht mehr regelmäßig geschickt worden, für Nachfragen sei Fredrich, dem es offenbar lediglich um einen PR-Coup gegangen sei, nicht erreichbar gewesen.
Dieser weist die Vorwürfe gegenüber Übermedien zurück und beklagt mangelnde Qualität und Anzahl der Beiträge sowie „Hinweise auf Veruntreuung unserer Gelder“. Zudem seien in manchen Artikeln kritische Abschnitte über die Ukraine eigenmächtig entfernt worden. Doch kurz darauf tritt Fredrich von seinen Führungspositionen zurück. „Daß ich es nicht geschafft habe, grundlegende Erwartungen zu erfüllen, und schlecht kommuniziert habe, stört mich. Daß ich das Projekt nicht mit der konsequenten Ausdauer verfolgt habe, wie ich es angekündigt habe: Auch das tut mir leid“, schreibt er in einem Statement. Übermedien-Gründer Stefan Niggemeier wirft er „haltlose Vermutungen“ und die absichtliche Wiedergabe einer „falschen Stimmung“ vor, die sich auf nicht zu beweisende Vorwürfe gekündigter Mitarbeiter stütze. Die Geschäftsführung übernehmen nun Nasrin Morgan und Juli Katz. In Zukunft möchte Fredrich sich auf „Katapult Ukraine“ konzentrieren, auch um zu beweisen, daß die Spenden richtig genutzt werden. So seien unter anderen 144 Artikel sowie ein Buch veröffentlicht, 30 Journalisten unterstützt, mehrere Flüchtlinge untergebracht und ein neues Magazin in Charkow produziert worden. Das Ziel, ein Büro in Odessa einzurichten, sei jedoch „gescheitert“.
Niggemeier wiederum bleibt hartnäckig und bemängelt weiter mangelnde Transparenz: Wieviel Geld hat das Projekt eingenommen und wo ist es hingeflossen? Berechtigte Fragen, an deren Beantwortung sich Fredrich messen lassen wird.