© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/23 / 10. Februar 2023

Blick in die Medien
Youtuber reden mit allen
Gil Barkei

Dank Youtube und Co. kann heutzutage jeder Filmemacher oder Reporter werden, was nicht nur zu einer Fülle an unterschiedlichsten Formaten führt, sondern auch zu ungewöhnlichen Begegnungen. Fern der Mainstreammedien, in denen nur noch Grüne auf Linksliberale treffen, um sich gegenseitig den Bauch zu pinseln, kommt es zu skurrilen Paarungen, die der Öffentlich-Rechtlichen-Zuschauer gar nicht mehr für möglich hält.

Der jugendlich geprägte Social-Media-Kosmos 

folgt zunehmend seinen eigenen Regeln.

Und so geht der wegen Drogendelikten vorbestrafte Koch- und Gastro-Influencer Ahmed Sharif aka Sharo45, der schon einen radikalen Salafisten und eine militante Veganerin besucht hat, plötzlich im Dortmunder „Nazi-Kiez“ Dorstfeld einen Döner essen. Doch nicht nur das: Einige Monate später trifft sich der Hobbybodybuilder auf seinem Kanal „BeastKitchen“ (341.000 Abonnenten) mit dem bekennenden Neo-Nazi Steven Feldmann zum offenen Plausch im Pott. Was bei ARD und ZDF unmöglich wäre, geschieht im jugendlichen Youtube-Kosmos durchaus kritisch, aber völlig unverkrampft. 

Und als der Deutsche dem Migranten widerspricht, als dieser betont, sich auch als Deutschen zu sehen, gibt es plötzlich Zuspruch aus der fleißig kommentierenden Community mit Migrationshintergrund. Auch der albanische Rapper und Youtuber Bözemann, der sich kurz darauf ebenfalls mit Feldmann trifft, gibt dem „Nazi“ in einem Reaction-Video recht: „Was auf dem Papier steht ist egal. Es kommt darauf an, welches Blut durch deine Adern fließt.“ 

Solche Äußerungen sind nur möglich in einem Social-Media-Universum, das zunehmend von Teenagern mit islamisch-orientalischem Background geprägt wird, und in dem neben Männlichkeit der Stolz auf die jeweilige Herkunft als normal, Selbsthaß und woker (Trans-)Irrsinn als unnormal angesehen werden. Auch beim Dreh mit dem für seine Straßenumfragen bekannten Youtuber Tom Supreme (603.000 Abonnenten) kann Feldmann im „Kampf der Nibelungen“-Pulli seinen Standpunkt einnehmen. Homosexuelle als Freunde: Nein. Die Kameraden sind eine Familie: unbedingt. Abfallen von den Überzeugungen: unmännlich. Darauf folgte schnappatmungsaktives Levitenlesen von den linksradikalen Beltower News: „Man redet nicht mit Nazis – Auch nicht für Klicks!“ Noch wirkt es: Tom löschte das Video.