© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/23 / 10. Februar 2023

Feiner Zug der Woche
Kupfer neu, Bahn frei
Paul Leonhard

Es gibt gute Nachrichten von der Deutschen Bahn. Aber noch ist nicht klar, ob für Reisende zwischen dem ostsächsischen Zittau und dem niederschlesischen Görlitz – oder für die Kabeldiebe, die hier seit vielen Jahren hier Unwesen treiben, aber seit Herbst zur Untätigkeit verdammt waren. Denn sie hatten es übertrieben. Traditionell entwendeten sie mehrfach im Jahr auf der über die Neiße führende Brücke und in deren Vorfeld mehradrige Fernmelde-, Signal- und Steuerungskabel aus Kupfer. Anschließend stellte die Bahn den Zugverkehr ein, bis ihre Techniker den Schaden behoben, sprich neue Kabel verlegt hatten. Dann verkehrten einige Züge, und die Kriminellen schlugen erneut zu. Nicht immer klappte alles, einmal mißlang der Versuch, mit einer fast fünf Meter langen Birke die 400-Kilo-Betonabdeckung eines Schachts aufzuhebeln. Im Juni flexten Diebe an den Stahlträgern der Brücke herum, und während die Bahn noch reparierte, verschwanden im Oktober innerhalb von zwei Wochen rund 355 Meter Kabel. Angesichts eines Schadens von 250.000 Euro kapitulierte die Bahn. Fortan fuhren Busse im Schienenersatzverkehr, und im Konzern zerbrach man sich den Kopf, wie die Situation in den Griff zu bekommen sei. Die gute Nachricht ist jedenfalls: Ab Montag rollen wieder Züge über die Hirschfelder Grenzbrücke. Denn alles Gestohlene ist ersetzt, alles Zerschlagene repariert. Und überdies gibt es jetzt ein „grenzüberschreitendes Sicherheitskonzept“. Das ist natürlich streng geheim, soll aber „Angriffe auf die Bahnstrecke frühzeitig“ erkennen und verhindern. Das klingt nach Bundespolizei, die 2018 versprach, aus polizeitaktischen Gründen nicht näher zu nennende „Maßnahmen zu ergreifen, einen Diebstahl in diesem Bereich zu erschweren beziehungsweise unmöglich zu machen“. Im Ergebnis stieg der Kabeldiebstahl an.