© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/23 / 03. Februar 2023

Haltungsnote
Blick für die Realität bewahrt
Gil Barkei

Die ganze entkernte CDU irrlichtert in Traumlanden umher. Die ganze CDU? Nein, gerade auf lokaler Ebene gibt es noch CDU-Politiker, die sich Verstand und einen Blick für die Realität bewahrt haben. Und dies auch nicht totschweigen oder runterschlucken, wenn Kamera, Blitzlichter und die mit Pöstchen versorgten Augen aus der Berliner Parteizentrale auf sie gerichtet sind. Einer dieser letzten christdemokratischen Gallier ist Tino Schomann. Angesichts des heftigen Streits um ein Flüchtlingsheim im Kreis Nordwestmecklenburg hat der dortige Landrat ein Erkennen der angespannten „Lage der Kommunen“ sowie ein entschlossenes Handeln gefordert. „Der Bund muß begrenzen und steuern, muß die illegale Migration stoppen und muß die Abschiebeoffensive endlich starten, um auch Kapazitäten frei werden zu lassen“, sagte er vergangenen Freitag in den ARD-„Tagesthemen“. „Wir brauchen die Ressourcen und wir brauchen die Möglichkeiten, um das umzusetzen.“ Andernfalls laufe man „in eine Situation, die die Gesellschaft nicht mehr verstehen kann“. Angesichts des Umstandes, daß die Union schon einmal im Wahljahr 2017 die Nebelkerze einer Abschiebeoffensive gezündet hat, bleibt zu hoffen, daß Herr Schomann nach dem vorhersehbaren Verpuffen seiner Forderung erkennt, mit welcher Partei solche Lösungen einzig umzusetzen sind. Nur die AfD fordert seit Jahren derartige Schritte. Zeit, auf regionaler Ebene zusammenzuarbeiten.