© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/23 / 03. Februar 2023

CD-Kritik: Uriah Heep – Chaos & Colour
Überlebender
Jörg Fischer

Seit 2018 sind einige Rocklegenden von uns gegangen: Jimmy Farrar und Phil McCormack (Molly Hatchet), Dan McCafferty (Nazareth) und Dusty Hill (ZZ Top); Eric Wagner von Trouble und János Kóbor von Omega überlebten Covid-19 nicht – und das waren nur die bekanntesten Stimmen. Von Uriah Heep starben sogar drei Ex-Mitglieder: Ken Hensley, Lee Kerslake und John Lawton.

Gitarrist Mick Box hat die fünf Jahre seit dem letzten Uriah-Heep-Werk „Living the Dream“ überlebt und sich mit Bernie Shaw und Phil Lanzon sowie den Jungspunden Dave Rimmer und Russell Gilbrook erneut gesteigert – so durchgängig gut klang das britische Hardrock-Quartett seit „Sweet Freedom“ (1973) auf keinem Album mehr. Das liegt nicht nur an der Produktion des Kaliforniers Jay Ruston, der auch schon bei Amon Amarth, Anthrax oder Steel Panther an den Reglern stand.

Monumentales wie „July Morning“ oder „Salisbury“ findet sich zwar nicht unter den elf Neukompositionen, aber „You’ll Never Be Alone“ und „Freedom To Be Free“ sowie die Ballade „One Nation, One Sun“ sind drei exzellente Achtminüter, die zwischen 1977 und 1995 auf den Studio-LPs fehlten. Auch bei den kürzeren Stücken kommen weder die Gitarren- noch die Hammondorgel-Einsätze zu kurz – jedes Lied wäre auch auf „Look at Yourself“ (1971) oder einem Spätwerk wie „Into the Wild“ (2011) ein Juwel gewesen. Das abschließende „Closer To Your Dreams“ erinnert sogar an „Easy Livin’“. Man merkt Mick Box seine 75 Jahre nicht an: Sein 25. Album ist ein Meisterwerk.

Uriah Heep Chaos & Colour Silver Lining Music 2023 www.uriah-heep.com