Die milliardenschwere New Yorker Geschäftsfrau Leona Helmsley, bekannt als die Königin der Gemeinheit, wurde 1989 wegen Steuerhinterziehung verurteilt und soll zu ihrer Haushälterin gesagt haben: „Nur kleine Leute zahlen Steuern.“ Jetzt haben wir den Fall von Elon Musk, der die Miete für sein Twitter-Hauptquartier in San Francisco nicht bezahlt hat. Er hätte genausogut sagen können, „nur kleine Leute zahlen Miete“.
Über die Beweggründe eines der reichsten Männer der Welt kann man nur spekulieren. Abgesehen von der Tatsache, daß reiche Menschen oft extrem geizig sind, gibt es drei mögliche Szenarien. Erstens lag die Leerstandsquote bei Gewerbeimmobilien in der Innenstadt im vergangenen Jahr bei 27 Prozent und damit siebenmal höher als vor Covid. Musk hat also ein Druckmittel, um seine Mietverträge neu auszuhandeln. Zweitens entließ Musk bis Ende 2022 fast zwei Drittel der Mitarbeiter von Twitter, so daß er nicht so viel Bürofläche benötigt. Schließlich liebt Musk es, unvorhersehbar zu handeln, und ist wie andere Mogule der Meinung, daß die üblichen Regeln nicht gelten.
Musk geht bei neuen Geschäftskonzepten und Technologien Risiken ein, vor denen andere zurückschrecken.
Das Mietproblem wirft weitere Fragen über Musk und die Art und Weise auf, wie er sein Unternehmen betreibt. Kaum ein fairer Beobachter würde bezweifeln, daß Musk über einen brillanten technischen und geschäftlichen Verstand verfügt. Seit 1995 ist Musk ein Serienerfinder, Gründer oder Mitbegründer vieler anderer Unternehmen neben Tesla. Dazu gehören PayPal, SpaceX, das wiederverwendbare Raketen für den Privatgebrauch und die Nasa herstellt, Starlink, das Satelliten-Internetzugang bietet und in Gebieten eingesetzt wird, in denen es nur langsame oder gar keine Internetverbindungen gibt, und Neurolink, das plant, künstliche Intelligenz in menschliche Gehirne zu implantieren.
Dann, am 13. April 2022, kaufte er Twitter zu einem Preis, den selbst er als zu hoch einschätzte. Nachdem er versucht hatte, aus dem Geschäft auszusteigen, wurde er von den Gerichten gezwungen, seine vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen. Sofort begann er mit Kostensenkungen, um Twitter zu retten, das von Anfang an nicht sehr profitabel war.
Musk geht bei neuen Geschäftskonzepten und Technologien Risiken ein, vor denen andere zurückschrecken würden oder für die sie keine Unterstützung durch Risikokapitalgeber finden würden. Die Finanzprobleme von Twitter haben viele Beobachter dazu veranlaßt, das letzte Abenteuer von Musk als sein Waterloo zu betrachten. Musk selbst bemerkte: „Dieses Unternehmen ist im Grunde wie ein Flugzeug, das mit hoher Geschwindigkeit auf den Boden zusteuert, dessen Triebwerke brennen und dessen Steuerung nicht funktioniert.“