Man könnte fast auf den Gedanken kommen, daß abstruse Diskussionen zur Tradition des Kölner Karnevals gehören. Dieses Jahr trifft es das Duo „Zwei Hillije“ (Kölsch für „Zwei Heilige“), die mit dem Lied „Et letzte Schnitzel“ unter Veganern und Vegetariern für Empörung sorgen. Wolfgang und Bernd Löhr, so die bürgerlichen Namen der singenden Cousins, hatten sich mit dem Song für den Kölschen Liedwettbewerb „Loss mer singe“ beworben und es damit unlängst in die Endauswahl geschafft. In einer Strophe heißt es: „Das letzte Schnitzel, das steht in meinem Stall. Ich passe gut darauf auf, denn gesetzt den Fall, daß Fleisch verboten wird, ist das meine Notration. Und alle meine Freunde kriegen dann eine große Portion.“ Daraufhin sei ein Gast auf ihn zugekommen und habe gemeint, der Song verherrliche Fleischkonsum, berichtete der Moderator des Wettbewerbs dem WDR. Die beiden Urheber betonten jedoch, nichts von der Sprengkraft ihres Liedes geahnt zu haben. Auch der Präsident des Festkomitees des Kölner Karnevals, Christoph Kuckelkorn, stellte sich vor die beiden Liedermacher. „Der Karneval erfüllt ganz besondere Funktionen. Eine der wichtigsten Funktionen ist fast schon politisch. Nämlich den Menschen den Spiegel vorzuhalten. Da gehören alle aktuellen Themen dazu – in dem Kontext auch Ernährung“, unterstrich der Karnevalist, der im Hauptberuf als Bestatter arbeitet. Sollte den empörten Vegetariern oder Veganern unterdessen entgangen sein, daß die „fünfte Jahreszeit“ landläufig etwas mit Humor zu tun hat und alles nicht so bier- oder kölschernst genommen werden sollte, beruhigt sie eventuell der Hinweis, daß Karneval wörtlich übersetzt Abschied vom Fleisch (lateinisch: caro, carnis) bedeutet, also strenggenommen ganz in ihrem Sinne ist. Singen kann man außerdem andere Lieder. Wie wäre es mit „Blutwurst, Kölsch und lecker Mädchen“?