© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/23 / 03. Februar 2023

Behzad Karim Khani. Der Bestsellerautor freut sich auf das Ende der Deutschen, denen er „niedere Gemeinheit“ attestiert.
Der Erbe
Horst Gabers

Wirtschaftsliberale „globalistische Kräfte“ bauten eine „neue Weltordnung“, in der sich „einige tausend Familien ... daranmachen, bald alles zu besitzen.“ Diese Worte im Magazin Cato (1/2021) sind der Ursprung für den derzeit überkochenden Antisemitismusvorwurf gegen Hans-Georg Maaßen, zu dem nun noch seine aktuelle Kritik eines „eleminatorischen Rassimus gegen Weiße“ kommt. „Antisemitische Hetze“ attestiert ihm der Antisemitismusbeauftragte des Bundes, und für die CDU ist „das Maß voll“. 

Doch noch ein anderer hat sich jüngst zu Wort gemeldet. Anfang Januar geißelte in einem Gastbeitrag für die Berliner Zeitung Erfolgsautor Behzad Karim Khani die „deutsche Begeisterung und Unterstützung für den Staat, der von Amnesty International und Human Rights Watch als Staat bezeichnet wird, der in den besetzten Gebieten Apartheid ausübt“. Doch der Sturm im Blätterwald blieb aus, ebenso wie die Empörung der CDU und des Antisemitismusbeauftragten – obwohl erstere den Apartheid-Vorwurf 2012 öffentlich als „Skandal“ qualifiziert, letzterer 2020 im Tagesspiegel exakt diesen als Kriterium für „Antisemitismus“ genannt hat. 

Zum Dank dafür, daß man seine Familie aufnahm, verlebte Khani hier eine schwerkriminelle Jugend.

Vielleicht hängt das Schweigen im Fall Khani ja damit zusammen, daß der Schriftsteller, 2022 für den Ingeborg-Bachmann-Preis nominiert, in seiner Schmähschrift gegen Israel nur am Rande, vor allem aber gegen Deutschland wütet. Denn unter der zornigen Überschrift „Integriert euch doch selber!“ macht er den deutschen Nationalcharaker für die Exzesse der Silvesternacht mitverantwortlich. Ähnlich dem, was die Randalierer auf der Berliner Sonnenallee pyrotechnisch auf den Staat abschossen, legt Khani nun verbal nach: Die Deutschen beschreibt er als eine „Raub- und Aneignungsgemeinschaft“, die mit ihren ersten beiden Anläufen – zwei Weltkriege, während derer sie „beinahe ihre ganze Intelligenzija vergast ... bis zur letzten Kugel für die abartigste Idee der Geschichte gekämpft (und am Ende) Zwölfjährige mit Besenstielen losschickten“ – gescheitert sei. Und die danach das gleiche Ziel, auf Kosten anderer zu leben, „notgedrungen als Einwanderungsland“ verwirklicht haben. Nämlich durch Import von Gastarbeitern, denen man bei der Anwerbung „wie Nutztieren in die Münder geschaut und den Zahnbestand geprüft hat“. Und denen man heute abspreche, daß in Wahrheit sie das Land wiederaufgebaut hätten. Während die Deutschen heute mehr Zuwanderer bräuchten denn je, leugneten sie weiter ihre Schuld und Verantwortung, frönten der Islamophobie, läsen Sarrazin und böten – offenbar niederträchtigerweise – Asylbewerberen Prämien für die Ausreise an. 

Dabei scheint Khani selbst kein Kind von Traurigkeit zu sein. Denn zum Dank dafür, daß man den Neunjährigen samt Familie 1986 aufgenommen hat, verlebte er nach eigener Angabe hier eine „schwerkriminelle Jugend“. Schuld daran hatte aber wohl weniger er als die Umstände, da „Gewalt die einzige Möglichkeiten war, Würde zu bewahren“. Selbst, daß die Deutschen seinen Debütroman „Hund, Wolf, Schakal“ (2022) lieben, stimmt ihn offenbar nicht milde. Denn, so schreibt er, ihre „niedere Gemeinheit ... bricht sich immer wieder Bahn“. Einen Lichtblick immerhin sieht er: Die Deutschen würden absehbar verschwinden und „wir Migranten dieses Land wohl erben“.