© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/23 / 03. Februar 2023

Zitate

„Spiegel- oder Stern-Redakteure sind viel weniger die Individualisten, als die sie, mit Journalistenpreisen dekoriert, erscheinen. Nur allzu oft schreiben sie in klar definierten Sprach- und Konzeptschablonen, die sie in den Journalistenschulen und Volontariaten erlernt haben. Im typischen Spiegel-Artikel genießt der Redakteur längst nicht die Freiheit, als Edelfeder seine ganz eigene Duftmarke zu setzen – geschrieben wird, wie es in der Tradition Augsteins beheimatet ist (Hallo, szenischer Einstieg). Insofern erscheint ChatGPT nur als die logische Digital-Fortsetzung des Baukastenprinzips, dem die meisten Journalisten in Redaktionen ohnehin unterworfen sind.“

Nils Jacobsen, Tech-Journalist, auf „Meedia“ am 25. Januar





„Mangelnde digitale Infrastruktur, ein kaputtgespartes Gesundheitssystem oder der akute Fachkräftemangel (…) – sowohl der hausgemachte Reformstau als auch die globalen Krisen erfordern entschlossenes und schnelles Handeln. Das Problem? Klamme Kassen. Das erste Regierungsjahr der neuen Koalition wird als das Jahr der bisher zweithöchsten Neuverschuldung im Bundestag in die Geschichte der Bundesrepublik eingehen.“

Christian Bergmann, bis 2022 Projektleiter des Zentrums für Kunst und Urbanistik in Berlin, im Deutschlandfunk Kultur am 26. Januar





„Je sicherer sich Menschen fühlen, desto toleranter können sie sein. Eine humane Asyl- und Migrationspolitik kann folglich nur dann auf gesellschaftliche Akzeptanz stoßen, wenn sie mit dem Prinzip verbunden ist, daß weder Straftaten noch Straftäter geduldet werden. (...) Die Bundesregierung unterstützt die Palästinenser im Gazastreifen mit dreistelligen Millionenbeträgen. Das ließe sich womöglich als Hebel einsetzen, um zu verhindern, daß Menschen wie Ibrahim A. nicht auch zukünftig die Offenheit der Deutschen auf die Probe stellen. Wer Humanität will, darf sich vor Härte nicht drücken.“

Malte Lehming, leitender Redakteur, im „Tagesspiegel“ am 27. Januar





„Die deutschen Medien haben in den letzten Wochen ja nichts anderes getan, als die Lieferung schwerer Waffen zu fordern. Sie haben Druck ausgeübt auf den Kanzler. Sie sind erleichtert, man hat ihm zugejubelt. Endlich habe sich Scholz dazu durchgesetzt. Man traut seinen Augen nicht. Eine Kriegsbegeisterung dieser Schreibtischstrategen, (…) die an die Kriegsbegeisterung in den Tagen und Wochen vor dem 1. Weltkrieg erinnert.“

Roger Köppel, Chefredakteur der „Weltwoche“, im „Daily Special“ auf Youtube am 27. Januar





„Die Reaktion von Frau Faeser auf die Messer-Tat in Brokstedt kommt mir so vor als würde sich ein Bordell-Besitzer auf St. Pauli darüber aufregen, daß in seinem Haus Unzucht praktiziert wird.“

Henryk M. Broder, Publizist, bei „Welt TV“ am 27. Januar





„Im linken Spektrum gibt es eine Renaissance des Ökosozialismus mit staatlicher Lenkung von Produktion und Konsum. Das Gefährliche daran: Man braucht letztlich ein autoritäres Regime, um die radikale Wende zum Weniger zu erzwingen. Freiwillig wird eine massive Absenkung des Lebensstandards nicht funktionieren. Wenn unser Sozialprodukt drastisch schrumpfen soll, hat das ja Konsequenzen für alles: Investitionen, Löhne, soziale Leistungen, Rente, das Bildungssystem. Degrowth untergräbt die Demokratie.“

Ralf Fücks, Mitgründer des grünen Zentrums Liberale Moderne, in der „FAZ“ am 30. Januar