© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 05/23 / 27. Januar 2023

Frisch gepreßt

Wunderwaffen. Gönnten Michael Arming und Michael Wiesberg im ersten Band  (2006) ihrer Darstellung der Technikgeschichte des Dritten Reiches noch den Großbauten des NS-Regimes viel Raum, konzentriert sich die Fortsetzung ihrer „Gigantischen Visionen“ nun ausschließlich auf die militärisch relevante Hochtechnologie. Tatsächlich gelang nach 1933 die Entwicklung bahnbrechender Waffensysteme, unter denen das Strahlflugzeug Messerschmidt Me 262, die U-Boot-Klasse XXI sowie die Panzer V („Panther“) und VI („Tiger“) zum historischen Allgemeinwissen gehören. Ebenso wie die „Wunderwaffe par excellence“, die V2-Rakete, die sich allerdings, wie seit langem bekannt, als verhängnisvolle Fehlinvestition erwies. Es macht den besonderen Wert dieser Arbeit aus, daß die Autoren sich nicht einmal ansatzweise der verkaufsfördernden Phantastik von „Reichsflugscheiben“ und ähnlicher Science-fiction hingeben, sondern so nüchtern wie präzise beschreiben, über welches militärtechnologische Potential die Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg wirklich verfügte. Dabei gerät ihnen die Nachzeichnung der Forschungs- und Rüstungspolitik auch zur eindrucksvollen Analyse eines, blickt man nur auf die letzten zehn Jahre, offenbar typisch deutschen Elitenversagens. Denn zielsicher trafen die damals Verantwortlichen zumeist die falschen „strategischen Entscheidungen“ und verspielten damit nach und nach den technologischen Vorsprung, den das Reich zu Kriegsbeginn 1939 hatte. (wm)

Michael Arming, Michael Wiesberg: Gigantische Visionen II. Die vergebliche Hoffnung auf die „Wunderwaffen“. Ares Verlag, Graz 2022, gebunden, 251 Seiten, Abbildungen, 24,90 Euro





Selbstversorgung. Eigenes Gemüse aus dem Garten hatte sein Nachkriegszeit-Image, als diese Art der Selbstversorgung oft noch obligtorisch war, bereits lange vor der in urbanen Strukturen grassierenden, ökologisch grundierten „Landlust“-Bewegung abschütteln können. Die jüngst gereifte Erkenntnis, in Krisenzeiten nicht uneingeschränkt auf das Discounter-Angebot an Obst, Gemüse und Eingemachtem zugreifen zu können, hat dem Gartenanbau nochmals einen Konjunkturschub eingebracht. Da aber vielfach das Wissen, besonders bei Städtern, über banalste Grundlagen des Gärtnerns abhanden gekommen ist, kann die Handreichung der Amerikanerin Jill McSheehy nur von Vorteil sein, um Anfängerfehler bei der Gemüsezucht zu vermeiden, damit kein zu engstehender Kohl sich in den Beeten richtig entfaltet, der Salat vor gierigen Schnecken geschützt wird oder welche Faktoren verhindern, daß Tomaten nicht immer wieder Opfer der ärgerlichen Braunfäule werden. (bä)

Jill McSheehy: Gemüseanbau für Gartenneulinge. Eine simple Anleitung für den erfolgreichen Anbau von Gemüse im eigenen Garten. Kopp Verlag, Rottenburg 2022, gebunden, 174 Seiten, Abbildungen, 16,99 Euro