Christenverfolgung wirdzu wenig thematisiert
ERFURT/KELKHEIM. Die relative Mehrheit der Deutschen (43 Prozent) ist der Ansicht, daß die weltweite Verfolgung und Diskriminierung von Christen in den Medien nicht ausreichend thematisiert wird. Das ergab eine Umfrage des Markt- und Sozialforschungsinstituts Insa-Consulere (Erfurt) im Auftrag der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. 24 Prozent sind nicht dieser Meinung. 27 Prozent antworteten mit „Weiß nicht“, sechs Prozent machten keine Angabe. Anlaß für die Umfrage war die Veröffentlichung des neuen Weltverfolgsindex des christlichen Hilfswerks Open Doors vergangenen Mittwoch im hessischen Kelkheim. Danach sind weltweit mehr als 360 Millionen Christen wegen ihres Glaubens intensiver Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt. In einem „sehr hohen bis extremen Maß“ gilt das laut Index für Nordkorea, Somalia, den Jemen, Eritrea und Libyen. Allein in Nigeria (Platz 6) sei die Zahl der religiös motivierten Tötungen von 4.650 im letzten Jahr auf 5.014 gestiegen. In autoritär regierten Ländern wie China (Platz 16) gehe es den Regimen hingegen um die „völlige Kontrolle allen kirchlichen Lebens, das sie durch strenge Gesetze und ideologischen Nationalismus ersticken wollen“, so Open Doors. Unter evangelischen Christen ist eine absolute Mehrheit der Ansicht, daß die Medien die weltweite Christenverfolgung zu wenig beachten: Bei den Mitgliedern von Freikirchen sind es 59 Prozent, bei den landeskirchlichen Protestanten 51 Prozent. Bei den Katholiken teilen 47 Prozent diese Auffassung. Bei den Muslimen sind es 31 Prozent, bei den Konfessionslosen 34 Prozent. Besonders große Zustimmung findet die Aussage mit 61 Prozent bei den Befragten, die sich selbst politisch rechts von der Mitte verorten. Bei denen, die sich selbst der Mitte zuordnen, sind es 40 Prozent. Diejenigen, die sich links der Mitte sehen, stimmen zu 39 Prozent zu. Unter den Anhängern der politischen Parteien teilen die AfD-Wähler am häufigsten diese Ansicht (59 Prozent), gefolgt von den Sympathisanten der CDU/CSU und der FDP (jeweils 49 Prozent), der SPD (40 Prozent), der Grünen (38 Prozent) und der Linken (36 Prozent). Für die Erhebung wurden 2.006 Erwachsene im Zeitraum vom 13. bis 16. Januar befragt. (idea/JF)
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Lessing-Preis für den Lyriker Andreas Reimann
KAMENZ. Der Leipziger Lyriker und Grafiker Andreas Reimann (76) ist mit dem Sächsischen Lessing-Preis ausgezeichnet worden. Der Freistaat würdigte damit sein „unfaßbar umfangreiches, vielgestaltiges, streitbares und formal immer wieder überraschend poetisches Werk“, teilte das Kulturministerium zur Preisverleihung vergangenen Samstag in Kamenz mit. In der DDR war der gelernte Schriftsetzer Reimann nach seinem Protest gegen die Zerschlagung des Prager Frühlings 1968 zwei Jahre wegen „staatsfeindlicher Hetze“ in Haft; danach erhielt er ein Veröffentlichungsverbot. Er schrieb neben Lyrik Lieder für Chanson-Interpreten wie Stephan Krawczyk und für die Rockgruppe Lift. Nach 1990 erschienen von ihm mehrere Gedichtbände sowie Sammlungen mit Prosa und Essays. Der mit 20.000 Euro dotierte Preis des Freistaats Sachsen wird seit 1993 alle zwei Jahre vergeben. (JF)