© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 05/23 / 27. Januar 2023

Filmkritik Die Männer, die ich liebte
Leiden an Paarbeziehungen
Werner Olles

Alice (Catherine Deneuve), eine Komponistin und Liedtexterin Mitte Dreißig, verabschiedet sich von ihrem Freund Claude (Alain Souchon), der mit seinem Sohn in Urlaub fährt.Während sie den beiden nachdenklich hinterherschaut, steigen die Erinnerungen an ihr früheres Leben in ihr auf.

An Heiligabend wird sie von ihrem damaligen Lebensgefährten Julien (Jean-Louis Trintignant), ihrem fast erwachsenen Sohn Jérôme (Igor Schlumberger) und der kleinen Tochter Sofia (Vanessa Guyomard) begrüßt. Zum Abendessen hat sie auch ihre ehemaligen Liebhaber Simon (Serge Gainsbourg) und Patrick (Gérard Depardieu) eingeladen. Sie zieht sich in ihr Zimmer zurück und erinnert sich, wie sie und Julien sich einst während eines Urlaubs mit Patrick auf Mauritius kennenlernten. Ihre Beziehungen mit Männern hielten nie lange, meist nur ein paar Monate, nie länger als ein paar Jahre. So lernte sie Patrick kennen, der als Saxophonist in der Band von Simon spielte und später ein Rockstar wurde. Er ist Sofias Vater, doch die Beziehung endete, als Alice den unterwürfigen Julien traf, mit dem sie es vier Jahre aushielt. Während Patrick noch beim Frühstück sitzt, geht Alice zu Simon, für den sie einst Texte und Kompositionen schrieb. Doch sein Hang zum Alkohol zerstörte ihre Beziehung. Alice versuchte mit Tabletten Selbstmord zu begehen, konnte aber gerettet werden. Später am Abend denkte sie über Claude nach, einen verwitweten Buchhändler, und spürt, daß ihr gemeinsames Leben zerbrochen ist.

Die Handlung von Claude Berris Melodram „Die Männer, die ich liebte“ („Je vous aime“, Frankreich 1980) spielt auf mehreren Zeitebenen, die sich zum Teil überschneiden, und wird fast ausschließlich in Rückblenden erzählt. Nur der Abschied von Claude am Beginn und zum Schluß entsprechen der Gegenwart. Der Film ist eine persönliche Aufarbeitung der Trauer des Regisseurs über die Trennung von seiner Frau. Prominent besetzt mit der umwerfend schönen Catherine Deneuve, Jean Louis Trintignant und Gérard Depardieu in den Hauptrollen, ist er eine Hommage an das Meisterwerk „Der Reigen“ („La Ronde“, 1950) von Max Ophüls. Immer geht es um Enttäuschung, Desillusionierung, Untreue und Liebesunfähigkeit, um sich treffende und wieder verlassende Paare, um erotische Wechselbeziehungen und die ewigen Freuden, Leiden und Unmöglichkeiten wahrer Liebe.

DVD: Die Männer, die ich liebte. Pidax Film-Klassiker, Laufzeit ca. 99 Minuten