© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 05/23 / 27. Januar 2023

Zeitschriftenkritik: Crisis
Familiäre Bindungen festigen
Werner Kirfel

Crisis, das „Journal für christliche Kultur“, widmet sich in seiner aktuellen Ausgabe (Winter 2022/23) dem Themenkomplex „Kinder – Jugend – Familie“. Woher die Raserei und Unerbittlichkeit kommt, mit der die Zerstörer traditioneller Werte vorgehen, beantwortet die Redaktion in ihrem Vorwort: „Für den Krieg gegen Archetypen braucht es enorme Gewalt!“ In den okzidentalen Gesellschaften sei die Zerstörung bereits eingetreten und damit unsere Lebenskraft als Gesellschaft fatal untergraben.

Peter Backfisch, Pädagoge und viele Jahre Vorstandsreferent bei einer NGO in der Sozialwirtschaft, erklärt in seinem Erfahrungsbericht „Jugend in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche“, warum die Moderne keine Antworten auf die Lebensfragen junger Menschen in der westlichen Welt hat. Materialismus, Konsumismus, Hedonismus und Entchristlichung führten dazu, Menschen blind, geistlos und gleichgültig zu machen. Dies gehe einher mit einer Selbstzerstörung, die nur mit einer Rückbesinnung auf die Werte, die Europa groß gemacht hätten, verhindert werden könne. Scharf kritisiert er die „falschen Antworten der großen Amtskirchen“, während diese sich gleichzeitig zu Tode reformierten. Der Autor plädiert für einen Blick auf die Orthodoxe Kirche als Wegweiser der Orientierung, für die Stärkung familiärer Bindungen und fester Prinzipien, um sich den Lügen und Manipulationen des Mainstreams widersetzen zu können.

Erzpriester André Sikojev befaßt sich in seinem Beitrag „Transhumanismus, Globalismus und Ökologismus“ ebenfalls mit dem „Krieg gegen Ehe, Kinder und Familie“. Von Anbeginn der Schöpfung seien Familien diesem Angriff ausgesetzt gewesen, beginnend mit dem Brudermord Kains. Der letzte dieser Kriege formiere sich im 21.Jahrhundert in der Ideologie und Praxis des Transhumanismus. Sikojev sieht eine „neue globale Sklavenhaltergesellschaft“ entstehen, die die totalitäre Herrschaft des Postkapitalismus symbolisiere: „Die Utopie des Transhumanismus ist der Mensch als Wegwerf-Taschentuch, gekauft, benutzt, entsorgt.“ Dennoch müßten wir angesichts dieses zutiefst abstoßenden Wirtschaftsmodells nicht in Angst und Panik verfallen, sondern seien aufgerufen „neue Gemeinschaften zu gründen, Familien, Gemeinden, Kirchen zu bauen und Bewährtes zu schützen“.

Weitere Beiträge befassen sich unter anderem mit den „Europäischen ‘Werten’ und der Resolution zu Ungarn“ (John Laughland), dem „christlichen Verständnis von Kultur“ (Dmitrij Kirijanow) und dem 170. Geburtstag von Wladimir Solowjew (Magdalena S. Gmehling). Ein Interview mit Gabriele Kuby und diverse Rezensionen vervollständigen das lesenswerte Heft.

Kontakt: CRISIS, Feldstraße 5, 47669 Wachtendonk. Das Einzelheft kostet 9,50 Euro, ein Jahresabo 38 Euro.

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