Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus, weiß der Volksmund. Etwas anders als ursprünglich gemeint bewahrheitete sich dies für den Korrespondenten des Südwestrundfunks im ARD-Hauptstadtstudio, Michael Stempfle. In einem besonderen, karrieretechnischen Sinne. Als für viele Beobachter überraschend Boris Pistorius von der Leine an die Spree ortswechselte, um die Pleiten-Pech-und-Pannen-Christel an der Spitze des Bendlerblocks abzulösen, haute Stempfle für die Tagesschau einen Beitrag über den neuen Verteidigungsminister raus, der eigentlich die Rubrik Reklame gehört hätte. „Ein Vollblutpolitiker, der anpackt“, verhieß die Überschrift, um dann weiterzuschalmeien: „Was er tut, hat er sich gut überlegt“, „wenn es um die Sache geht, ist Pistorius hartnäckig“. Unerfahrenheit? „Und doch dürften alle vorgewarnt sein, denn Pistorius weiß sich einzuarbeiten und sich zu verteidigen.“ Daß der Verfasser auf seiner gebührenfinanzierten Schleimspur ausrutschen könnte, stand nicht zu befürchten. Und tatsächlich, im Gegenteil: Keine Woche später vermeldete das Bundesministerium der Verteidigung: „Der ARD-Journalist Michael Stempfle wird neuer Sprecher des Bundesministeriums der Verteidigung und Leiter Stab Informationsarbeit.“ Vom neuen Minister gab’s noch Vorschußlorbeer obendrauf: Er freue sich, „einen in Berlin gut vernetzten Medienprofi mit viel Erfahrung für die anspruchsvolle Aufgabe“ gewonnen zu haben. So beweist sich wieder, was als augenzwinkernder Schnack schon seit Jahren durch die Medienzunft geistert: Als ein voriges Kabinett die Korrespondentin eines Nachrichtenmagazins auf einen der Vize-Posten im Bundespresseamt hievte, sagte ein Journalist zum anderen: „Hast du schon mitbekommen, die Kollegin XY spricht jetzt für die Regierung.“ Darauf der andere: „Das hat sie doch schon immer.“