Linke Journalisten sind stets ganz vorne dabei, wenn gegen Immobilienheuschrecken und Mietgier gewettert wird. Doch ein Journalisten-Freundeskreis, dessen Mitglieder unter anderem bei der Süddeutschen Zeitung, der taz, der Zeit oder dem Spiegel angestellt waren, will in Berlin nun selbst den großen Betongold-Reibach machen; mit einer ordentlichen Portion Geschmäckle obendrauf.
Anfang der Neunziger kauften die Journalisten nach Informationen von Spiegel und Bild ein Mietshaus im Szeneviertel Kreuzberg für damals 1,2 Millionen Mark. Über die Jahre kassieren sie fleißig staatliche Zuschüsse in Höhe von gut 3,4 Millionen Euro für die Sanierung. Bedingung: Die Wohnungen sollten danach an Bedürftige vermietet werden. Zudem sollen die Eigentümer selbst in dem Haus wohnen.
Doch nach der Sanierung scheinen diese Zusicherungen keinen mehr zu interessieren. Bewohner berichten von horrenden Luxusmieten, Miet-aufschlägen, mündlichen Mietverträgen, Wohnungsvergaben unter der Hand und exorbitanten Nebenkosten. Anstatt versprochener Gemeinschafträume eröffnet ein Edel-Italiener. Außerdem zogen nur drei der fünf Eigentümer wirklich selbst in die Immobilie – nutzen aber knapp die Hälfte des Wohnraums. Die Krönung der unverschämten Selbstbedienung: Nun wollen die Besitzer das picobello fertige Haus wieder verkaufen – für etwa 12 Millionen Euro.