Geothermie heißt das Zauberwort für das Heizen oder Kühlen von Gebäuden im Zuge der Klimawende, wie sie von den Anliegergemeinden des Bodensees schon genutzt wird. Aber wie bei allen Eingriffen in die Natur, gibt es auch bei dieser umweltverträglichen Methode eine Kehrseite: Sie gefährdet die im Grundwasser lebenden Hüpferlinge, Flohkrebse, Grundwasserasseln, verschiedene Muscheln, Schnecken, Würmer. Darauf macht eine vom Senckenberg-Museum für Naturkunde Görlitz erarbeitete Wanderausstellung „Grundwasser lebt!“ aufmerksam, die den Besuchern in großen Fotos dort existierende geheimnisvolle Lebewesen näherbringt. Daß diese durch ins Grundwasser gelangende Dünger- und Pestizidrückstände gefährdet sind, ist bekannt, aber auch eine Erwärmung des Grundwassers zerstört den Lebensraum für die durchscheinend und zart wirkenden Tiere, die sich in Jahrmillionen an ihre von oberirdischen Einflüssen weitgehend abgeschirmte Umwelt exakt angepaßt haben, dadurch aber auch extrem störanfällig für Veränderungen sind.
Keine Schwellenwerte für die Erwärmung und Vorgaben zum Schutz der Grundwasserfauna.
Ohne Grundwassertiere werden die hierher gelangenden organischen Partikel nicht mehr gefressen, und es gibt auch keine Bakterien mehr, die bisher verhindern, daß die feinen wassergefüllten Poren der grundwasserführenden Schichten verstopfen und für das ungehinderte Fließen sorgen. Wissenschaftler haben bei Analysen im Oberrheingraben nachgewiesen, daß der Anstieg der zumeist zwischen 8 und 12 Grad liegenden Durchschnittstemperatur des Grundwassers auf 14 oder 15 Grad, in manchen Städten sogar auf 20 Grad, die meisten Grundwassertiere absterben läßt und sich auch die Zusammensetzung und Anzahl der Bakterien verändert. Letzteres hat Auswirkungen auf die Trinkwasseraufbereitung, die schwieriger und teurer wird. Ins öffentliche Bewußtsein ist diese Problematik bisher nicht gelangt. Denn während es für oberirdische Gewässer strenge Gesetze gibt, fehlen diese für das Grundwasser wie etwa begrenzende Schwellenwerte für die Erwärmung und Vorgaben zum Schutz der Grundwasserfauna.