Dieses Jahr ist entscheidend für Hausbesitzer in Deutschland. Nur noch bis zum Jahresende können Heizungen erneuert werden ohne den ab 2024 geltenden Zwang, bei einem Austausch einen Anteil von 65 Prozent fossilfreier „Ökoenergie“ im Haus vorzuweisen, was technisch in Bestandsbauten in vielen Fällen schlicht unmöglich ist. Wenig überraschend stört das die Planungen des grünen Ministers Robert Habeck nicht, der ab 2024 jedes Jahr mindestens 500.000 der 19,5 Millionen Bestandsimmobilien auf Wärmepumpen umrüsten will.
Sein Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sieht sich in diesen radikalen Planungen bestärkt durch eine Studie der mit den Grünen verflochtenen Lobby-Organisation Agora Energiewende – einem Teil der gemeinnützigen GmbH Smart Energy for Europe Platform. Mit Patrick Graichen arbeitet ein ehemaliger Agora-Chef inzwischen als Staatssekretär im BMWK, dessen Planungen wiederum oft auf sehr wohlwollenden Studien des Instituts basieren. So auch beim Thema Wärmepumpenzwang zur „Dekabonisierung“ des Wohnungsbestands. Neutralen Beobachtern ist derweil völlig klar, daß die Kalkulationen und Planungen des Ministeriums aus verschiedenen Gründen an der Realität scheitern werden.
Mechanische Anfälligkeit und neue Lärmbelästigung
Dies beginnt mit utopischen Einschätzungen der Wärmepumpentechnologie und ihrer Einsatzmöglichkeiten. Allgemein bestehen Wärmepumpensysteme aus 3 Prozeßschritten: die Wärmegewinnung entzieht der Umwelt die benötigte Energie, welche die Wärmepumpe nutzbar macht und über das Wärmesystem im Haus verteilt oder speichert. Technisch problematisch ist vor allem die Gewinnung der Wärmenergie. Mit der Temperatur der Luft, des Bodens oder Grundwasserwassers wird ein Wasserkreislauf erwärmt. Diese Wärme bringt ein Kältemittel in einem separaten Kreislauf zum Verdampfen. Der Dampf wird mit Druck komprimiert, was ihn weiter erwärmt.
Daß sich dabei wieder verflüssigende Kältemittel gibt dabei Wärme ab, die zum Heizen genutzt wird. Ineffizienzen ergeben sich nicht nur an den verschiedenen Wärmetauschstellen. Sie bestehen vor allem bei der Gewinnung der Umweltwärme. Gerade in verdichteten Räumen wie Städten ist es meist nur bei Neubauten oder Häusern mit Garten möglich, Systeme zur Wärmegewinnung aus Grundwasser oder dem Boden mit ihrem hohen Flächenbedarf zu installieren.
Heizsysteme, welche die Lufttemperatur nutzen, haben technische Schwierigkeiten bei niedrigen Außentemperaturen. Aufgrund der notwendigen Lufteinsaugung über eine Turbine ist die Effizienz schlecht, es gibt eine hohe mechanische Anfälligkeit und eine Lärmbelästigung für die Hausbewohner. Kostentreibend und störanfällig ist auch die notwendige Verbindung der Technik mit der bestehenden Heizung, denn eine Alleinversorgung durch Wärmepumpen ist im Gebäudebestand im Normalfall nicht möglich. Sind verschiedene Wohneinheiten zu versorgen, ergeben sich zudem Verteilungs- und Abrechnungsprobleme.
Unrealistisch ist eine auch nur ansatzweise Verfügbarkeit von 500.000 Wärmepumpen aus deutscher wie internationaler Herstellung. Zwar erhöhen die deutschen Hersteller wie Viessmann ihre Kapazitäten, aber diese Maßnahmen werden, nicht zuletzt wegen des Fachkräftemangels, nicht ansatzweise die benötigten Produktionsmengen bereitstellen. Die Folge der Planungen werden international steigende Preise für in- und ausländische Anlagen sein. An dieser Stelle geht der nicht zwingend für marktwirtschaftliche Kompetenz bekannte grüne Think-Tank in seiner Studie davon aus, daß die Steigerung der Marktpreise durch den Nachfrageschub aufgrund sinkender Kosten durch Skaleneffekte bei den Herstellern ausbleibt.
Das vorprogrammierte Scheitern der Habeck-Pläne ergibt sich auch aus der Realität des Handwerkermarkts. Die durchschnittliche Wartezeit auf einen Einbautermin einer neuen Heizungsanlage bei einem Austausch liegt zwischen vier und sieben Monaten. Zahlreiche Ausbildungsplätze und Gesellenstellen für Heizungsbauer können trotz aller Bemühungen des Handwerks nicht besetzt werden. Es ist nicht zu erwarten, daß die Handwerksbetriebe, denen die qualifizierten Mitarbeiter fehlen, die verbliebenen Fachkräfte in mehrwöchigen Schulungen zusätzlich qualifizieren lassen wollen.
Die eigentliche Absurdität der Planungen zeigt sich im Energiebereich, in dem sich das gleiche politische Fiasko wie bei der Elektromobilität abzeichnet. Trotz zahlreicher Pleiten und Produktionsverlagerungen der Industrie wird der inländische Strombedarf in den kommenden Jahren nicht signifikant sinken. Aufgrund der fehlenden Verfügbarkeit gerade regenerativer Energien in winterlichen Heizperioden wird sich der Strommix in Deutschland ohne Kernenergie kaum in der CO2-Bilanz verbessern. Wärmepumpen leisten aber nur dann einen sinnvollen Beitrag zu einer CO2-Reduktion, wenn sie mit Ökostrom betrieben werden. Dies ist bereits beim Bestand technisch nicht möglich. Ohne Ökostromversorgung ergeben sich allerdings keine nennenswerten CO2-Reduzierungen gegenüber einer modernen Gasheizung für den Hausgebrauch.
Erkennbare Fehlplanungen zu Lasten der Steuerzahler
Moderne Geräte verbrauchen im Schnitt sieben Megawattstunden (MWh; 7.000 Kilowattstunden/kWh) pro Jahr, der geplante jährliche Zubau bedeutet also einen zusätzlichen Bedarf bei der Stromerzeugung von 3,5 Terawattstunden (TWh), also 3,5 Milliarden kWh. Ein Block eines neuen Kohle- oder Gaskraftwerks liefert im Schnitt 600 MWh, der jährliche Mehrverbrauch an Strom würde also den Einsatz von Kohle oder Gas in Kraftwerken erforderlich machen. Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, warnte schon vor einer Netzüberlastung: „Wenn weiter sehr viele neue Wärmepumpen und Ladestationen installiert werden, dann sind Überlastungsprobleme und lokale Stromausfälle im Verteilnetz zu befürchten“, erklärte der Ökonom und grüne Ex-Umweltminister in der FAS.
Leidtragende dieser erkennbaren Fehlplanungen werden erneut die Steuerzahler sein. Die geplanten Fördermittel für die Umrüstung auf Wärmepumpen sind sozialpolitisch betrachtet eine Umverteilung der Steuern von Mietern in die Wertsteigerung von Immobilien der Vermieter. Doch trotz Förderungen ist deren betriebswirtschaftliche Perspektive vor Steuern ebenfalls alles andere als befriedigend. Setzt man einen Mehrverbrauch an Strom von 7.000 kWh pro Jahr ins Verhältnis zur Einsparung beim Verbrauch der Gasheizung in Zeiten der steuerfinanzierten Gaspreisbremse von zwölf Euro pro kWh und 40 Cent pro kWh ergibt sich ein Verlust für den Betreiber, der keinen Eigenstrom, etwa aus Photovoltaik einsetzen kann.
Im Ergebnis bedeuten die Planungen von Wirtschaftsminister Habeck volkswirtschaftliche und betriebswirtschaftliche Verluste ohne Mehrwert für den Klimaschutz für die gesamte Bevölkerung und die Wirtschaftsunternehmen. Mit der Ausnahme der Agora Energiewende dank zahlreicher Aufträge, nicht zuletzt aus dem Staatsssekretärskollegium des Wirtschaftsministeriums.
Agora-Studie „Durchbruch für die Wärmepumpe“: agora-energiewende.de