Weltverbesserer. Geht es nach Klaus Schwab, Chef des derzeit tagenden World Economic Forum, ist ein allumfassender und dennoch stiller, infiltratorischer Kreuzzug durch die Institutionen des alten Systems notwendig, um ein neues Zeitalter der Menschheit einzuleiten. Ein Werkzeug zur Erreichung dieses Ziels: „Die Young Global Leaders“ (YGLs), ein elitärer Kreis von Nachwuchspolitikern und Meinungsführern, ausgebildet in einer von Schwab finanzierten Stiftung, um dessen Vision einer „Verbesserung des Zustands der Welt“ zu verwirklichen. Doch wie sieht das konkret aus? Ein Autorenkollektiv (Dr. C. E. Nyder) von Journalisten und Wissenschaftlern, das über politische Differenzen hinweg bereits Titel wie „Great Reset“ und „Gesundheitsdiktatur“ veröffentlichte, will Licht auf die hintergründigen Absichten dieser Gruppierung werfen. Im ersten Teil des Buches wird zunächst eine institutionelle Innensicht mit Blick auf die Finanzierung, die zugrundeliegende Ideologie, die Strategien und die Geschichte der „YGLs“ geliefert. Im zweiten Teil folgt dann ein Abgleich mit der politischen Realität, indem Kanada, Neuseeland und Deutschland (mit den Premiers Justin Trudeau, Jacinda Ardern und Außenministerin Annalena Baerbock als „YGLs“) auf die Existenz verwandter Politik untersucht werden. Konkret werden dafür Corona-Maßnahmen dieser Länder entlang der Etappen „Spaltung“, „Verarmung“ und „Entrechtung“ betrachtet, die nach den Worten der Autoren eine „kühle Logik der Macht“ repräsentieren. (wis)
Dr. C. E. Nyder: Young Global Leaders – Die Saat des Klaus Schwab. Kopp Verlag, Rottenburg 2022, gebunden, 238 Seiten, 22,99 Euro
Im Bann des Feindes. Der französische Schriftsteller Marcel Jouhandeau (1888–1979) war ein schillernder Mensch, im Literaturbetrieb seiner Heimat zwischen extremen Polen von Pierre Drieu la Rochelle bis Jean-Paul Sartre gut vernetzt und mit dem Verleger Gaston Gallimard befreundet. 1941 folgt er einer Einladung zum „Europäischen Dichtertreffen“ nach Deutschland, was sich als PR-Tour des NS-Systems unter Regie von Hanns Johst und Joseph Goebbels offenbart. Seine Erlebnisse präsentiert er pflichtschuldigst im gleichen Jahr in der Nouvelle Revue Française, was ihm später als lupenreine Kollaboration ausgelegt wird. Allerdings hat Jouhandeau diese Erlebnisse 1949 auch im Roman „Le voyage secret“ größer aufgearbeitet, die nun in Übersetzung des Literaturwissenschaftlers Oliver Lubrich vorliegt. Darin offenbart er aufschlußreiche Eindrücke aus dem Feindesland, das ihn ähnlich in den Bann schlägt wie die homoerotische Verehrung für seinen schneidigen deutschen „Sonderführer“. (bä)
Marcel Jouhandeau: Die geheime Reise. Autobiographischer Roman und Reisetagebuch. dvb-Verlag, Wien 2022, gebunden, 254 Seiten, 24 Euro