Im November 2022 erklärte der Bundestag mit den Stimmen der Ampelkoalition und der CDU/CSU den „Holodomor“, das Hungersterben in der Sowjetukraine Anfang der 1930er, zum Genozid. Für den altlinken Publizisten Rolf Surmann ist diese Änderung eines Beschlusses, mit dem der Bundestag vor nur drei Jahren eine Klassifizierung dieser Hungersnot als Genozid abgelehnt hatte, weil ihr Ziel nicht die „Auslöschung des ukrainischen Volkes“ gewesen sei, der bisher größte Erfolg Kiewer Geschichtspolitik, die den „Holodomor“ zur ideologischen Absicherung ihrer Kriegspolitik und ungeachtet historischer Fakten in Beziehung zum Holocaust setze (Konkret, 1/2023). Eine derartige Anknüpfung an Geschichtsdeutungen der 1967 in den USA gegründeten Exilorganisation World Congress of Free Ukrainians gewann erstmals während der „Orangen Revolution“ 2003/04 Einfluß auf die Kiewer Politik der „Festigung ukrainischer Identität“. Durchgängig habe dieser Revisionismus die Vergangenheit der Sowjetunion mit der NS-Zeit gleichgesetzt, um sie als „verbrecherisch“ zu denunzieren. Entsprechend können ukrainische Gerichte heute für die „Leugnung des Holodomor“ Freiheitsstrafen verhängen, während gleichzeitig antisemitischen Nationalisten wie Stepan Bandera ein „Heldenstatus“ zugeschrieben werde.