Der Wahlspruch unseres Landes ist: ‘In God we trust!’ Das ist unser öffentliches Motto. Unser privates ist offenbar: ‘Wenn der Angelsachse etwas haben will, nimmt er sich’s einfach.’ Unsere öffentliche Moral spricht ergreifend aus der erhabenen und dennoch milden, gütigen Devise, die besagt, daß unsere Nation nur herzensgute, liebevolle Brüder vereint. Unsere private Moral wird von dem geheiligten Satz ins rechte Licht gerückt, der lautet: ‘Los, immer feste treten!’“ (Mark Twain)
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Die Umwandlung der Völkerkundemuseen in etwas, das nun Weltmuseen oder ähnlich heißt, hat einen bemerkenswerten Rückschritt zur Folge. Da man nicht nur auf jede Wertung verzichtet und den Besucher konsequent im unklaren über unerfreuliche Praktiken fernlebender Menschengruppen (Kannibalismus, Kopfjagd, Witwenverbrennung, Beschneidung der weiblichen Genitalien usw.) läßt, von Kulturkreisen nichts mehr wissen will und sich auf Harmlosigkeiten (Wohnen, Sterben, Heimkommen etc.) oder Merkwürdigkeiten konzentriert, kehrt man im Grunde zu den Kuriositätenkabinetten zurück, aus denen sich unsere Museen unter dem Einfluß von etwas, das man Wissenschaft nannte, herausentwickeln konnten.
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Man sollte einmal eine systematische Untersuchung von Polizeigroßeinsätzen in der Nachkriegszeit durchführen. Bis es soweit ist, hier der Entwurf eines Phasenmodells: In Phase 1, von den Kommunisten- und Halbstarken-Unruhen der fünfziger Jahre bis zu den Schwabinger Krawallen der frühen sechziger Jahre, war die Staatsgewalt nie ernsthaft in Frage gestellt. Das änderte sich – Phase 2 – angesichts der Studentenrevolte, deren führende Köpfe in der Provokation der „Bullenschweine“ ein wichtiges Mittel zur Mobilisierung von Anhängern sahen und mit der legendären „Schlacht am Tegeler Weg“ (4. November 1968, 130 verletzte Polizisten, 22 verletzte Demonstranten) einen entscheidenden Schritt von der „Gewalt gegen Sachen“ zur „Gewalt gegen Menschen“ unternahmen; was dann – Phase 3 – im „roten Jahrzehnt“ folgte, war eine ununterbrochene Aneinanderreihung von Angriffen des progressiven Mobs auf die Polizei, die ihren vorläufigen Höhepunkt während der Gelöbnisfeier im Bremer Weserstadion (6. Mai 1980, 257 verletzte Polizisten, drei verwundete Soldaten, 50 verletzte Demonstranten) und der „Schlacht um Brokdorf“ (28. Februar 1981, 128 verletzte Polizisten, davon sieben schwer, 56 verletzte Demonstranten) fand. Seitdem – Phase 4 – hat die Ordnungsmacht nicht nur im Hinblick aufs Deeskalieren zugelernt, sondern sieht sich auch an politische Vorgaben gebunden, die klarstellen, daß Durchgreifen nur gegen Rechts erlaubt ist, wenn es darum geht, Identitäre vom besetzten Brandenburger Tor zu treiben, Corona-Maßnahmen-Gegner zu zernieren oder putschbereite Reichsbürger festzunehmen, gegen Links dagegen sind Samthandschuhe anzulegen, müssen offene Rechtsbrüche geduldet werden, weil sonst – wie jetzt bei der aktuellen „Schlacht um Lützi“ (70 verletzte Polizisten mit Schutzhelmen und -schilden) – der Protest wegen inakzeptabler „Polizeigewalt“ (Thunberg dixit) eskaliert.
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„Ohne uns hätten Europas Nahrungsmittelkonzerne vielleicht nie die Kunst erlernt, die Menschheit gegen Bezahlung zu vergiften; ohne uns hätten seine Versicherungsgesellschaften vielleicht nie herausgefunden, wie man Gewinn aus Witwen und Waisen schlägt. Unaufhörlich und beharrlich amerikanisieren wir Europa. Und eines Tages werden wir es geschafft haben.“ (Mark Twain)
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Christine Gauthier, eine ehemalige kanadische Soldatin, berichtete vor dem Unterhaus in Ottawa, daß das Ministerium für Veteranenangelegenheiten ihr eine Euthanasiemaßnahme vorschlug, nachdem es fünf Jahre lang die Bitte um Finanzierung eines Treppenlifts abgewiesen hatte. In einem Brief sei ihr mitgeteilt worden, daß man angesichts ihrer Verzweiflung „medizinische Hilfe zum Sterben anbieten“ könne. Christine Gauthier wurde 1989 bei einem Unfall während einer Militärübung schwer am Rücken verletzt und ist seither teilweise gelähmt. Sie trat für Kanada bei den Paralympics in Rio de Janeiro und den Invictus-Spielen 2016 an. Nach Presseberichten sollen vier weitere Veteranen das Angebot erhalten haben, sich einschläfern zu lassen.
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Wer das zweifelhafte Vergnügen hat, regelmäßig Krankenhäuser aufsuchen zu müssen, kommt unweigerlich zu dem Schluß, daß die dort Behandelten sich im wesentlichen aus zwei Gruppen zusammensetzen: alten weißen Menschen und solchen, die der hiesigen Verkehrssprache nicht mächtig sind.
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Ein 738 Seiten umfassender Bericht der Universität von Pennsylvania empfiehlt dem US Marine Corps, in Zukunft auf die Anreden „Sir“ und „Madam“ zu verzichten. Vor allem Rekruten würden durch optische Äußerlichkeiten dazu verleitet, falsche Schlußfolgerungen im Hinblick auf das Geschlecht ihrer Vorgesetzten zu ziehen. Moniert wird außerdem, daß man in den Ausbildungslagern zu wenig Rücksicht auf die weiblichen Soldaten und deren körperliche Konstitution nimmt.
Die nächste „Gegenaufklärung“ des Historikers Karlheinz Weißmann erscheint am 3. Februar in der JF-Ausgabe 6/23.