Die Diplompsychologin Birgit Langebartels, Leiterin „Gender & Generation“ bei einem Kölner Markt- und Medienforschungsinstitut, das sich mit viel Sinn für unbeabsichtigten Humor Rheingold nennt, wäre schon froh, wenn die Welt, die ihr einst „lieb und teuer“ gewesen ist, in dieser Ära des Umbruchs wenigstens „nicht komplett untergeht“. Dafür bestehe allerdings kaum Aussicht, wie ihr die an ihrem Institut geführten „Tiefeninterviews“ mit jenen Anfang 2022 stark von „Melancovid“ gebeutelten Probanden verraten haben, die anschließend ins emotionale Wildwasser von Ukraine- und Energiekrise stürzten. Ohnmachtserfahrungen, wie sie die meisten Deutschen so noch nie erlebt hatten, dazu „Inflation, Krieg und Erderwärmung“ sowie die sich rasant vertiefende soziale Spaltung bauten eine Drohkulisse auf, die selbst die obere Mitte der „kräftig durchgerüttelten Bevölkerung“ schrecke. Zwischen Resignation, Trotz und Wut sehnten sich die Deutschen trotzdem nach „Zukunftszuversicht“, die ihnen Langebartels nur in minimalistischen Portionen verabfolgt. Nicht ratsam sei das Festhalten an Zeiten vor der Krise. Nichts werde mehr so sein wie früher. Stattdessen gelte es, sich mit der Krise in Permanenz zu arrangieren und zu lernen, mit ihr als neuer Normalität umzugehen. Zu den wirksamsten „angstreduzierenden Umgangsformen“, in die man sich dabei einüben müsse, gehörten „tugendhaftes Verzichten und spartanisches Sparen“. Tips dieser Güte bringt das SPD-Theorieorgan Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte (1-2/2023) nicht etwa in der Rubrik „Was darf Satire?“, sondern als ernst gemeinte Rezepte für „eine Gesellschaft, die auseinanderfällt“.