Die meisten US-Hochschulen befinden sich auf einem scharfen ideologischen Linkskurs, mindestens so stark, wenn nicht noch schlimmer als die europäischen Universitäten. Laut Umfragen bezeichnet sich in den Sozial- und Geisteswissenschaften eine erdrückende Mehrheit der amerikanischen Professoren und Dozenten als „liberal“ oder „very liberal“, was im US-Sprachgebrauch links bis linksradikal bedeutet. Konservative sind nur noch marginal vertreten, die meisten üben sich in Selbstzensur. Besonders an den Eliteunis von Harvard bis Yale wird eine junge Generation von super-woken Studenten herangezogen. Statt Sprachen, klassischer Literatur, Geschichte und Grundlagen der westlichen Kultur stehen Gender- und LGBTQ-Themen sowie Critical Race Theory auf den Lehrplänen.
Floridas Gouverneur Ron DeSantis, der aufstrebende Star der US-Rechten, versucht nun mit einer spektakulären Initiative einen Kontrapunkt zu setzen. Der prominente Republikaner plant, das staatliche New College of Florida in einem konservativen Sinne zu reformieren. Landesweit hat er Aufsehen erregt mit der Berufung von sechs neuen, dezidiert konservativen Mitgliedern in das Kuratorium der kleinen Hochschule. Nach dem Disney-Konzern knöpft sich DeSantis damit die linke Hochschulszene vor. „DeSantis-Verbündete verschwören sich zu einer feindlichen Übernahme eines liberalen College“, titelte die New York Times über einem langen Artikel, mit besonderem Fokus auf dem konservativen Bildungsaktivisten Chris Rufo. Er ist DeSantis’ Schlüsselmann für die Mission im New College.
Klassische Bildung vermitteln für konservative Familien
Das 1960 gegründete New College in der Küstenstadt Sarasota, malerisch zwischen Palmen und nahe dem Strand gelegen, galt bislang als eine besonders linksliberale Einrichtung mit einer sehr progressiven Studentenschaft. Die New York Times schreibt, daß Pronomen- und Gender-Wechsel dort so häufig und gewöhnlich seien, daß sie als „Nonevent“ gelten. Eine „Oase für queere und transgender Studenten“ sei die Hochschule, schwärmt die linke Zeitschrift New Republic.
Allerdings kämpft das New College seit Jahren mit zu geringen Einschreibungszahlen und Finanzproblemen. Daß dort nun Konservative die Mehrheit im Hochschulrat bekommen, verursachte auf der Linken Schockwellen.
Der bekannteste neue Hochschulrat Christopher Rufo, ein bestens vernetzter Fellow des Manhattan Institute und häufiger Fox-News-Gast, hat es im vergangenen Jahr geschafft, die zunehmenden Transgender- und Drag-Queen-Veranstaltungen an Schulen zu problematisieren und die rassistische antiweiße „Critical Race Theory“ in die Defensive zu bringen. „Wir wollen eine Alternative für konservative Familien im Staat Florida schaffen mit einer öffentlichen Universität, die ihre Werte widerspiegelt“, sagte Rufo nun der New York Times.
Gouverneur DeSantis nannte als Vorbild für das künftige New College das private rechtskonservativ-christliche Hillsdale College in Michigan. Ein „Hillsdale des Südens“ solle in Florida entstehen, erklärte die Washington Post mit gruselndem Unterton. Einer der neuen Hochschulräte, Matthew Spalding, arbeitet als Hillsdale-Vizepräsident und Politikprofessor in Washington. Der Fellow des Claremont Institutes, einer wichtigen konservativen Denkfabrik, hatte für die Trump-Regierung konservative geschichtspolitische Bildungspläne entworfen.
Ein ideologisch umgedrehtes New College würde als Modell für Konservative in den ganzen USA dienen, meint die New York Times, der man den Abscheu ob dieser Vorstellung anmerkte. Rufo ist als geschickter Macher bekannt. Er will die linke Obsession für LGBTQ-Indoktrination, Diversity, Equality und Inclusion beenden und stattdessen wieder klassische Bildung vermitteln. Rufo zitiert gerne Gramsci, die Rechte müsse es wagen, die linke kulturelle Hegemonie anzugreifen. Wie einst Rudi Dutschkes 68er-Generation müsse nun eine konservative Bewegung den „langen Marsch zur Rückeroberung der Institutionen“ beginnen, sagt Rufo. Er werde in den nächsten Wochen mit einem ganzen Team von Beratern, Juristen und Bildungsfachleuten in Florida einfliegen und das College reformieren, kündigte er an. Schon jetzt erhalte er Hunderte Bewerbungen von Professoren und Dozenten. Die New Republic erwartet, daß die linken Studenten und Professoren am New College „einen Krieg mit DeSantis“ anfangen und die ideologische Prägung ihrer Uni verteidigen werden.
Für Ron DeSantis ist der Kampf um das New College auch ein weiterer Mosaikstein in seiner politischen Profilbildung. DeSantis hat im November mit einem gewaltigen Vorsprung von zwanzig Prozentpunkten gegen die Demokraten die Gouverneurswahl gewonnen und wird inzwischen als stärkster Herausforderer von Ex-Präsident Donald Trump für die republikanische Präsidentschaftskandidatur 2024 gesehen. Auch deshalb richten sich viele Augen auf seine Bildungspolitik und seine Kampfansage gegen woke Ideologie an Hochschulen und Big Business. Das New College mag klein sein, doch die Pläne zu seiner Reform haben große landesweite Bedeutung.