Globale Verschuldung nicht mehr zu finanzieren?
NEW YORK. Der US-Ökonom Nouriel Roubini hat vor einer globalen Schuldenkrise gewarnt. „Die private und öffentliche Verschuldung betrug in den siebziger Jahren 100 Prozent der Wirtschaftsleistung, zur Jahrtausendwende waren es 200 Prozent“, erklärte der Professor von der New York University im Handelsblatt. Inzwischen sei die Verschuldung in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften auf 450 Prozent gestiegen: „Vor dem Hintergrund weltweit stagnierender Einkommen und des schwachen Wachstums schulden Staaten, Unternehmen, Banken und Haushalte mehr, als sie in realistischen Szenarien zurückzahlen können“, prognostizierte der Hedgefondsberater. Bei Null- und Negativzinsen sei die Verschuldung beherrschbar gewesen, doch wegen der Inflation müßten die Zentralbanken ihre Zinsen anheben. „Das gigantische Hilfspaket der Biden-Regierung von 1,9 Billionen Dollar und die beiden Pakete der Trump-Regierung ließen die staatlichen Schulden seit 2019 um 4,5 Billionen Dollar anschwellen“, so Roubini. Deutschland habe aber ein zusätzliches Problem: „Das Wirtschaftsmodell basierte tatsächlich zum Teil darauf, daß die Produktion aufgrund der billigen Energie aus Rußland wettbewerbsfähig war. Dieses Modell ist, wie wir wissen, unwiederbringlich kaputt.“ (fis)
Teuteberg: Die „Idee vom Nullwachstum“ ist zynisch
BERLIN. Die frühere FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg hat vor der in Deutschland zunehmenden „Sehnsucht nach Plan- und Staatswirtschaft“ gewarnt. „Wenn einige die Pandemie, den Klimawandel, die Energiekrise und Verwerfungen im Zuge des russischen Angriffskrieges nutzen, um auf die Marktwirtschaft einzuschlagen, dann befeuern sie nur die antikapitalistischen Ressentiments, die sie zuvor schon gepflegt haben“, erklärte die Vizechefin der Ludwig-Erhard-Stiftung in der Wirtschaftswoche. Die „Idee vom Nullwachstum“ sei zynisch: Wenn wir Deutschland „deindustrialisieren, werden wir zum abschreckenden Beispiel für andere. Diese Gefahr ist realer als einige wahrhaben wollen, die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie in existentieller Weise gefährdet“, so die FDP-Bundestagsabgeordnete. Auch die deutsche Energieversorgung eigne „sich nicht für auf Kante genähte und von Quartal zu Quartal neu zu verhandelnde Lösungen“. Nur was funktioniere, könne attraktiv sein und helfe auch dem Weltklima. (fis)
Zahl der Woche
Auf 1.261,2 Milliarden Euro sind die öffentlichen Einnahmen in den ersten drei Quartalen 2022 angestiegen. Das waren 104,8 Milliarden Euro (9,1 Prozent) mehr als im Vorjahreszeitraum. 324 Milliarden erhielt der Bund, 393,9 Milliarden die Länder, 230,4 Milliarden die Kommunen und 590,9 Milliarden die Sozialversicherungen. Ergiebigste Einzelquelle (+22,2 Prozent) war die Mehrwertsteuer: 101,8 Milliarden Euro landeten beim Bund und 108,7 Milliarden bei den Ländern. Quelle: Statistisches Bundesamt