Die Vertragsfreiheit ist ein grundgesetzlich geschütztes Persönlichkeitsrecht (Artikel 2). Und auch Firmen haben die Freiheit darüber zu befinden, an wen sie ihre Waren veräußern und wie sie bezahlt werden. Am Montag haben die Berliner Verkehrsbetriebe nach zweieinhalb Jahren Corona-Panik mitgeteilt, in ihren Bussen wieder Fahrscheine für Bargeld zu verkaufen. Die Elektronikkette Gravis hat hingegen angekündigt, künftig keine Bargeldzahlungen mehr zu akzeptieren.
Aus Sicht des größten Apple-Händlers in Europa lassen sich so Kosten einsparen, und ohnehin würden die meisten Gravis-Kunden freudig bargeldlos zahlen. Verteidiger des Bargeldes werden das bedauern. Schließlich spielen sie denjenigen Interessengruppen in die Hände, die das Bargeld letztlich aus dem Verkehr drängen wollen – wie zum Beispiel die EU, Regierungen, Großbanken, Kreditkartenanbieter und supranationale Währungsbehörden à la EZB. Ihnen ist das Bargeld seit langem ein Dorn im Auge: Weil es der vollen Kontrolle über die Bürger entgegensteht und Gewinnpotentiale ungenutzt läßt. Mit Bargeld lassen sich Zahlungen anonym, bankenunabhängig und mit niedrigen Kosten abwickeln. Ohne Scheine und Münzen wäre das Geld im Bankensektor schutzlos eingeschlossen und könnte durch eine Negativzinspolitik quasi konfisziert werden. Entscheiden sich die Konsumenten im Zuge ihrer Vertragsfreiheit, kein Bargeld mehr zu verwenden, läßt sich dagegen nichts einwenden.
Beschließen Politik und Zentralbanken jedoch, kein Bargeld mehr auszugeben, ist das ein großes Problem. Denn die Geldverwender haben dann keine Möglichkeit mehr, ihre Barzahlungswünsche von anderen Anbietern erfüllen zu lassen. Schließlich haben EZB, Fed & Co. das Geldmonopol. Und allein schon indem sie – in enger Kooperation mit den Geschäftsbanken – die Kosten der Bargeldverwendung in die Höhe treiben – etwa durch steigende Logistikkosten, hohe Gebühren an Geldautomaten, Abbau von Ein- und Auszahlungsgeräten –, machen sie das Bargeld unattraktiver gegenüber elektronischen Zahlungsformen. Man hat es gewissermaßen mit einer Gängelung in die bargeldlose Welt zu tun. Der größte Feind des Bargeldes ist so gesehen das staatliche Geldmonopol, nicht Firmen, die plötzlich auf die bargeldlose Bezahlung ihrer Waren pochen.