CO2-Zoll: EU-Verstoß gegen internationale Klimapolitik?
NEU DELHI. Die EU will im Rahmen ihres Klimaplans „Fit for 55“ einen CO2-Grenzausgleichsmechanismus (Carbon Border Adjustment Mechanism/CBAM) einführen: Auf Importgüter soll ein „CO2-Zoll“ erhoben werden, wenn sie klimaschädlicher hergestellt wurden als vergleichbare EU-Produkte. Damit sollen Wettbewerbsnachteile für europäische Firmen vermieden und Drittstaaten animiert werden, mehr für die „Klimaneutralität“ zu tun. Nitya Nanda, Direktor des indischen Council for Social Development, hält die CBAM-Abgabe für einen unfairen Verstoß gegen das international akzeptierte Prinzip der gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortung für das Weltklima. Danach sollen alle Länder zum Klimaschutz beitragen, aber ärmere und schwächere weniger als reichere und wirtschaftlich starke. So setze die indische Regierung nach diesem Prinzip auf preisgünstigen Kohlestrom. Die Unternehmen des Subkontinents, die in die EU exportieren, dürften daher nicht für diese energiepolitische Weichenstellung zur Kasse gebeten werden (Welt-Sichten, 10/22). (li)
Bevölkerungswachstum soll sich bis 2059 verlangsamen
NEW YORK. Am 15. November 2022 hatte laut UN-Statistik die Weltbevölkerung die Acht-Milliarden-Grenze überschritten. Angesichts der Tatsache, daß vor weniger als 100 Jahren nur ein Viertel dieser Menschenmasse die Erde bevölkerte, mag das, wie es im Kurzkommentar in der Naturwissenschaftlichen Rundschau (12/22) heißt, „beunruhigend erscheinen“. Doch hätten die New Yorker Demographen mit der Vorlage der neuesten Daten auch signalisiert, daß sich das globale Bevölkerungswachstum verlangsame. Während es seit 2011 nur elf Jahre dauerte, um die Weltbevölkerung von sieben auf acht Milliarden zu steigern, würden bis zur nächsten Milliarde voraussichtlich 15 Jahre vergehen (2037), und noch weitere 22 Jahre dürfte es dauern, bis 2059 die Zehn-Milliarden-Grenze erreicht ist. (ob)
Neuseelands Wasserreform und das Maori-Naturwissen
WELLINGTON. Für Journalistin Vanessa Ellingham ist das Image ihrer neuseeländischen Heimat als „sauberes grünes Paradies“ verblaßt. Jahrzehntelange intensive Landwirtschaft und der Mangel an Investitionen in die Trinkwasser-, Regenwasser- und Abwasserinfrastruktur, die zum Teil über 90 Jahre alt ist, hätten Neuseeland in eine „verzweifelte Lage“ gebracht. Aufgrund häufiger Rohrbrüche und unzähliger Abwasserlecks erkranken alljährlich über 30.000 Neuseeländer durch verunreinigtes Trinkwasser. In manchen Landesteilen fordern die Behörden die Bewohner in kurzen Abständen auf, ihr Trinkwasser abzukochen. Regnet es stark, werden etwa im Hauptgeschäftsviertel der nördlichen Millionenstadt Auckland ständig die Abwasserkanäle überflutet, sind die Kläranlagen überfordert und entlassen das aufgestaute Wasser unbehandelt in die Bucht. Abhilfe soll die Three Waters Reform schaffen, in die auch Konzepte der indigenen Maori-Kultur für eine „respektvolle Koexistenz mit der Natur“ Eingang finden (Kulturaustausch, 3/22). (dm)
Erkenntnis
„Wir sollten nicht nur auf nachwachsende Biomasse schauen, sondern auch Abfälle konsequent nutzen. Vielfach werden diese thermisch verwertet, hier gibt es Optimierungspotential, um eine Kaskadennutzung zu erreichen. Das Material ist dabei primär Rohstoff, die Verbrennung kommt erst am Schluß.“
Thomas Kastner, Klimawissenschaftler am Senckenberg-Forschungszentrum Frankfurt