© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/23 / 13. Januar 2023

Umwelt
Alles hat eben seinen Preis
Volker Kempf

Im Juni 2020 hat die schwarz-rote Bundesregierung ihre „Nationale Wasserstoffstrategie“ beschlossen. Die Ampel verspricht einen „schnellen Markthochlauf“ und die „einheimische Erzeugung auf Basis erneuerbarer Energien“. Im August 2022 wurde bei den Verkehrsbetrieben Elbe-Weser ein erstes Regionalbahnnetz mit 14 französischen Brennstoffzellentriebwagen in Betrieb genommen. Dank 93 Millionen Euro Steuergeld werden so in Niedersachsen 15 Diesel- durch „Coradia iLint“-Züge von Alstom ersetzt. Hans Leister, von 2001 bis 2012 Chef der Bahnunternehmen Connex und Keolis, hält das für keine gute Idee. Denn die Wasserstofferzeugung verbrauche selbst Energie; da sei es effektiver, Strom in eine Oberleitung einzuspeisen. Und wo noch Elektrifizierungslücken bestehen, könne eine E-Lok mit ergänzenden Akkus bestückt werden, das sei günstiger. Für Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) ist Wasserstoff (H2) dennoch eine „hervorragende Alternative zum Diesel“.

Die „Wasserstoff-Lobby“ giert nach Subventionen. Politiker wollen mit Steuergeld als grüne Vorbilder erscheinen.

Leister erklärt das mit der „Wasserstoff-Lobby“, die sich Subventionen erhoffe. Selbst auf kommunaler Ebene fließen hierfür Gelder. Der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald bewilligte für die H2-Projektentwicklung an einer Müllverbrennungsanlage für 2023 180.000 Euro. Das sind nicht Förderungsgelder des Bundes, das leistet der Landkreis in eigener Regie mit Hilfe von Firmen, die damit zu den Gewinnern zählen. Damit fährt noch nicht ein Müllfahrzeug mit H2, dafür wird in Zukunft noch einiges an Steuerzahlergeld mehr benötigt. Aber dann kommen Wissing und der Stuttgarter Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), der ins gleiche Horn bläst, sicher vorbei und loben die „Alternative Wasserstoff“ und die Vorbildfunktion. Wo das Geld bei wachsenden Ausgaben in anderen Bereichen herkommen soll, ist nicht deren Problem. Landkreise, die über ihre schlechte Finanzausstattung klagen, stemmen einiges freiwillig, entweder geht es ihnen zu gut oder sie leben bereits über ihre Verhältnisse. Und 250 Kilometer rheinabwärts gibt man schon auf: Die Verkehrsgesellschaft Wiesbaden ersetzt ihre H2-Busse nach einem frustrierenden Betriebsjahr wieder durch Dieselbusse.