© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/23 / 13. Januar 2023

Frisch gepreßt

Humboldt. Auf Vorschlag des Freiherrn Karl vom Stein trat im Februar 1809 der Diplomat Wilhelm von Humboldt an die Spitze einer im preußischen Innenministerium neu eingerichteten Sektion des Kultus und des öffentlichen Unterrichts. Seine Amtszeit war kurz, sie endete bereits im Juni 1810. Trotzdem ist sein Name zum Synonym für den Kulturstaat Preußen geworden, dessen von ihm geprägtes Bildungssystem noch im frühen 20. Jahrhundert weltweit Standards setzte. Humboldts Universitätsreform beruht auf einer Idee von Bildung, die sich von jener fundamental unterschied, die das Bildungssystem der damaligen Besatzungsmacht Frankreich formte. Erzogen die Hochschulen dort „Spezialisten“ für Berufe in Staat und Wirtschaft, sollten Preußens Studenten in „Einsamkeit und Freiheit“ zu autonomen Persönlichkeiten gebildet werden. Mit der dem französisch-angelsächsischen Modell des am Arbeitsmarkt orientierten Fachstudiums folgenden Bologna-Reform, die ab 1998 die europäische Hochschullandschaft vereinheitlicht hat, ist die „Humboldt-Universität“ als Ort des gelehrten Unterrichts, des freien Forschens, der „vielseitigsten Bildung“, die allein weite Denkhorizonte und damit „Mündigkeit“ vermittelt, auch hierzulande Geschichte. In seiner mit instruktiver Einleitung versehenen Anthologie von Humboldts wichtigsten, sonst schwer zugänglichen bildungstheoretischen, hochschul- und wissenschaftspolitischen Schriften erinnert der Bildungshistoriker Jürgen Overhoff (Münster) an diese pädagogische Variante einer „Alternative für Deutschland“. (wm)

Jürgen Overhoff (Hrsg.): Wilhelm von Humboldt, Bildungstrieb und Freiheitsdrang. Über die Erziehung zur Mündigkeit. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2022, gebunden, 334 Seiten, 26 Euro





Balkankrieg. Mit dem schnellen Sieg der Wehrmacht 1941 in Jugoslawien verlagerten sich die Kämpfe auf verschiedene Partisanengruppen, von denen die von Josip Tito 1941 gegründete kommunistische „Volksbefreiungsarmee“ die erfolgreichste war. Dennoch gelang es 1942 den Besatzern und kroatischen Einheiten, Titos Truppen aus Serbien, Montenegro und Ostbosnien auf den „langen Marsch“ Richtung Adria in die von der ineffizienten italienischen Armee besetzten Landesteile zu zwingen. Der Grazer Historiker Gaj Trifković hat sich in seiner Diplomarbeit mir den Operationen „Weiß“ und „Schwarz“ beschäftigt, in denen die Achsenmächte dem „Bandenunwesen“ ab Januar 1943 mit mehreren Divisionen ein Ende setzen wollten. Trifković zeichnet versiert die ebenso von grausamen Tito-Partisanen wie von brutalen („ohne Humanitätsduselei“) deutschen Stoßeinheiten wie der SS-Division „Prinz Eugen“ geführten Kämpfe nach. (bä)

Gaj Trifković: Kesselschlachten in Jugoslawien. Unternehmen „Weiß“ und „Schwarz“ 1943. Helios Verlag, Aachen 2022, gebunden, 175 Seiten, 24 Euro