© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/23 / 13. Januar 2023

Filmkritik Lino Ventura Collection
Geheimagenten und Mörder
Werner Olles

Der ehemalige französische Geheimagent Sébastien Grenier (Lino Ventura) hat sich nach seinem Dienst nach Zürich zurückgezogen, um hier endlich Ruhe zu finden. Doch nachdem die linksextremistische Terrororganisation „Volksfrontbrigaden“ einen Kollegen Greniers erschießt, meldet sich ein Beamter des Geheimdienstes bei ihm, um ihn dazu zu bewegen, die Hintergründe der Tat zu ermitteln, zumal weitere Ex-Kollegen Greniers ermordet werden. Yves Boissets Agententhriller „Der Maulwurf“ (1982) ist eine realistische Milieuschilderung des Geheimdienst-Dschungels, hervorragend inszeniert und gut gespielt.

In Jacques Derays „Die Haut des Anderen“ (1966) soll ein von Lino Ventura gespielter Geheimagent in Wien einen Kontaktmann observieren, der verdächtigt wird, mit dem KGB zusammenzuarbeiten. Als dieser vom sowjetischen Geheimdienst entführt wird, eskaliert das Ganze zu einer blutigen Abrechnung zwischen den verschiedenen Diensten. Ein spannendes Spionageabenteuer mit einer etwas wirren Handlung, atmosphärisch jedoch gut gestaltet, aber in der ungebrochenen Sympathie für den skrupellos mordenden „Helden“ etwas zwiespältig geraten. Neben Lino Ventura brillieren Jean Servais, Wolfgang Preiss, Adrian Hoven und Karin Baal in den Nebenrollen.

In Gilles Grangiers Kriminalfilm „Tatort Paris“ (1959) gerät der gutmütige Zeitungsverkäufer Pascal (Lino Ventura) in Mordverdacht, nachdem er einen Selbstmörder aus der Seine gerettet hat und ihn bei sich zu Hause aufnimmt. Damit geht er jedoch in die Falle eines ehebrecherischen Paares und deren niederträchtigen Intrige. Als er auch noch von der Polizei verfolgt wird, ist er gezwungen, den Mord selbst aufzuklären. Ein solide inszenierter Krimi mit überzeugender Milieuschilderung, lebensnah auch in der Zeichnung der Randfiguren.

In Edouard Molinaros „Der Mörder kam um Mitternacht“ (1959) wird die Frau des LKW-Fahrers Ancelin (Lino Ventura) von ihrem Geliebten ermordet. Ancelin rächt sich an dem Mörder und erwürgt ihn. Als er das Haus verläßt, wird er jedoch von einem Taxifahrer beobachtet. Ancelin verfolgt den Chauffeur, um ihn zum Schweigen zu bringen. Dessen Kollegen jagen wiederum Ancelin durch das nächtliche Paris. Molinaros pessimistischer Thriller findet neben reißerischen Effekten noch Zeit für ethische Reflexionen.

Vier DVDs: Lino Ventura Collection. Pidax Film 2022, Laufzeiten 96/90/83/85 Minuten