Mit der aktuellen Ausgabe (Nr. 6/2022) der zweimonatlich erscheinenden Zeitschrift für Religion, Kultur und Gesellschaft Die Neue Ordnung hat P. Wolfgang Hariolf Spindler OP die Chefredaktion von Wolfgang Ockenfels übernommen. In seinem Vorwort nimmt er kein Blatt vor den Mund: „Wer sich nicht einreiht in die Phalanx der Streiter für das Gute, für ‘Klimagerechtigkeit’, für wertebasierte Weltinnenpolitik, macht sich verdächtig. Bekenntnisse sind verlangt. Wer schweigt, ist rechts. Und bekommt geballte Aggression zu spüren. Gefragt ist moralische Entschlossenheit, der forsche Auftritt. Zweifeln, überlegen, nachdenken war gestern.“
Álvaro d’Ors (1915–2004), ehemals Ordinarius für Römisches Recht an den Universitäten von Santiago de Compostela und Navarra, klärt den Leser in seinem Essay „Ordo orbis – Die Ordnung des Erdkreises“ auf. Europa ist in den Zangengriff der Großmächte geraten. Beide Mächte sind legitime Erben der auseinandergebrochenen Christenheit, Rußland als „geschichtliche Fortsetzung des byzantinischen Reiches“, die USA als „vollkommene Verwirklichung des reformistischen Puritanismus“. Doch weder der Westen noch Europa sind konstante Werte, die Ordnung des Erdkreises kann nach der Zerstörung des Mythos nur die christliche Gemeinschaft schaffen, da die universale Gemeinschaft ohne einheitliche politische Struktur und Autorität ist.
Der Staatsrechtler Carl Schmitt (1888–1985) sieht in seinem am 2. Juni 1951 an der Universität Murcia gehaltenen Vortrag über „Die Einheit der Welt“ („La Unidad del Mundo“) den falschen Ausweg in einer „Pseudoreligion der Technik“. Es sei die furchtbare Wahrheit Goethes, daß „alles für den Menschen verderblich ist, was ihn nicht besser, sondern mächtiger macht“. Schon Dostojewski habe in der planetarischen Einheit einer nur technisch organisierten Menschheit einen „fürchterlichen Albtraum“ gesehen. Dagegen stehe die christliche Geschichtsauffassung, die ihre Stärke aus der Lehre des hl. Paulus über die Macht beziehe, welche das Böse und den Antichrist zurückhält: auf griechisch „Katéchon“, das beziehungsweise der Aufhaltende. Otto der Große und Friedrich Barbarossa sahen den geschichtlichen Kern ihrer Kaiserwürde darin, als „Katéchon“ gegen den Antichrist und seine Verbündeten zu kämpfen und damit das Ende der Zeiten hinauszuschieben.
Der Politikwissenschaftler und Philosoph Henning Ottmann befaßt sich in seinem Beitrag „Ordo orbis“ mit den Einsichten von Carl Schmitt und Álvaro d’Ors über die Einheit der Welt, während der Historiker Eberhard Straub in „Weltordnung und Weltunordnung“ das Programm der spanischen Universalmonarchie als Ordo orbis untersucht.
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