Zinserhöhungen: Neue Gefahr für die Eurozone?
KÖLN. Der frühere Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, sieht angesichts der Zinserhöhungen Gefahren für die Eurozone. „Im neuen Jahr muß der italienische Staat nicht nur die erwartete Neuverschuldung von rund 95 Milliarden Euro, sondern auch fällig werdende Staatstitel von 367 Milliarden Euro finanzieren“, erklärte der Leiter des Flossbach von Storch Research Institute in der Welt am Sonntag. Da die EZB ihre Staatsanleihen-Bestände reduzieren wolle, müßten Käufer für 480 Milliarden Euro Staatsschulden gefunden werden: „Dafür könnte es deutlich höhere Zinsen brauchen“, so Mayer. „Dem italienischen Staat und mit ihm den Banken könnte wie schon einmal 2011/12 die Zahlungsunfähigkeit drohen.“ Da dies aber die Eurozone sprengen würde, müßte die EZB wieder Staatspapiere kaufen, oder „es würden neue europäische Schuldentöpfe aufgemacht, um die Verbindlichkeiten der überschuldeten Eurostaaten zu vergemeinschaften“, prognostizierte der 69jährige Ökonom. Auch in den USA drohten Schieflagen: Dort hätten Investmentfonds „bankenähnliche Geschäfte von der Immobilienfinanzierung bis zur Kreditvergabe an riskante Unternehmen übernommen“. (fis)
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LNG-Preis hat sich auf das Drei- bis Fünffache erhöht
ROSTOCK. Der Kreuzfahrtkonzern Costa Crociere hat mitgeteilt, daß seine Schiffe „Aidanova“ und „Aidacosma“ nicht mehr mit Flüssigerdgas (LNG), sondern aus Kostengründen mit Marinedieselöl (MDO) betrieben werden. „Die Preissteigerungen waren erheblich, um nicht zu sagen, explosionsartig“, erklärte Aida-Sprecher Hansjörg Kunze. Der LNG-Preis habe sich auf das Drei- bis Fünffache erhöht. „Wir werden aber zum LNG-Betrieb zurückkehren, wenn das möglich sein wird.“ Die 2018 in Dienst gestellte „Aidanova“ war das weltweit erste Kreuzfahrtschiff, das allein mit LNG betrieben wurde. Auch die italienischen Schwesterschiffe „Costa Toscana“ und „Costa Smeralda“ würden auf MDO umgestellt. (fis)
Zahl der Woche
Von 10,1 auf 9,2 Prozent ist die Inflation im Euroraum im Dezember gesunken. Im Dezember 2021 lag der harmonisierte EU-Verbraucherpreisindex (HVPI) nur bei 5,0 Prozent. Preistreiber waren Energie (+25,7 Prozent) und Lebensmittel (+13,8 Prozent). Die höchste Geldentwertung hatten Lettland (20,7 Prozent) und Litauen (20,0). Am niedrigsten war der Kaufkraftverlust in Spanien (5,6), Luxemburg (6,2) und Frankreich (6,7). Deutschland (9,6) und Österreich (10,5) lagen im oberen Mittelfeld. Quelle: Eurostat