Schulen: Lehrerverband fordert Migranten-Quote
BERLIN. Verpflichtende vorschulische Förderung, flächendeckende Sprachstandstests und eine Quote von Migrantenkindern in den Schulen hat der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes gefordert. „Wir haben ein Integrationsproblem in Deutschland, welches sich natürlich auch an den Schulen abspielt“, sagte Heinz-Peter Meidinger. Eine konkrete Quote wollte er gegenüber der Bild zwar nicht nennen. Aber es stehe fest, daß ab einem Anteil von 35 Prozent von Kindern mit Migrationshintergrund in einer Klasse die Leistungen überproportional abnehmen. Nicht mehr als ein Drittel von Kindern mit ausländischen Wurzeln pro Schule sei in der Realität jedoch oft kaum umsetzbar, klagte Meidinger. Integration könne aber nicht gelingen, wenn in Klassen 95 Prozent nichtdeutsche Schüler säßen. Der Lehrerverbandspräsident äußerte sich anläßlich der schweren Silvester-Krawalle (siehe Seite 5). Die dort zutage getretene Gewalt sei eine „Frage der Werteerziehung“, so Meidinger. Viele Elternhäuser leisteten diese Art der Erziehung heute nicht mehr und übertragen diese an die Schulen. Meidinger sagte, die Lehrer geben ihr Bestes, um die Erziehung nachzuholen: „Aber ohne die Zusammenarbeit mit den Eltern kämpfen sie hier oft auf verlorenem Posten.“ Meidinger kritisierte zudem die politischen Entscheidungsträger: „Es kommt mir so vor, als ob bei der Prioritätensetzung der Politik die Bildung hinten ansteht.“ Lasse man Bildung so schleifen und steuere hier nicht massiv gegen, „dann werden die Konflikte zunehmen“. (fh)
Linksextreme bedrohen FDP-Veranstaltung
HERFORD. Aus Angst vor linksextremen Übergriffen hat die FDP in Herford ihre traditionelle Gedenkfeier für den liberalen Politiker Hermann Höpker-Aschoff abgesagt. Eigentlich wollte sich die FDP wie jeden Januar an seinem Grab versammeln. „Heute erhielten wir ernstzunehmende Hinweise, daß es zu einer Gegenaktion linksgerichteter Aktivisten kommen kann“, teilte die Partei mit. Daher habe sich der Kreisverband zu einer kurzfristigen Absage der Veranstaltung entschlossen. „Wir bedauern dies sehr, wollen aber keinen Anlaß zu einer Störung der Ruhe auf dem Friedhof oder gar einer Eskalation dort geben. Wir haben daher entschieden, das Gedenken entfallen zu lassen.“ Auch in der Provinz würden „die Umgangsformen rauher“, bedauerte der FDP-Kreisvorsitzende Stephen Paul gegenüber der Neuen Westfälischen Zeitung. „So was kennt man sonst eher aus Berlin“, beklagte der Landtagsabgeordnete. Höpker-Aschoff, Jahrgang 1883, war bis zu seinem Tod 1954 der erste Präsident des Verfassungsgerichtes in Karlsruhe. Der Jurist war Mitglied des Parlamentarischen Rates und als solches maßgeblich an der im Grundgesetz vorgesehenen Finanzregelung zwischen Bund und Ländern beteiligt. Auch die politische Unabhängigkeit der Bundesbank ist auf Initiative des Liberalen zurückzuführen. Im Zweiten Weltkrieg hatte Höpker-Aschoff, der sich in der Zeit des Nationalsozialismus aus der Politik zurückgezogen hatte, eine Abteilung in der Haupttreuhandstelle Ost geleitet. Als solcher beteiligte er sich an der Erfassung, Verwaltung und Verwertung des Vermögens des polnischen Staates und seiner Bürger sowie osteuropäischer Juden. 1944 geriet er in Streit mit dem Leiter der Parteikanzlei der NSDAP, Martin Bormann, und wurde versetzt. (JF)