Das Problem der Herrnhuter Brüdergemeine oder Evangelischen Brüder-Unität sticht den Sprachinklusionsjüngern und -jüngerinnen sofort ins Auge. Und es ist ein typisch deutsches. Aktuell wird ein neuer Name für eine Kirche gesucht, die einst ab 1722 auf dem Territorium des Grafen Zinzendorf in der sächsischen Oberlausitz von Glaubensflüchtlingen aus Mähren – seinerzeit als Böhmische Brüder bezeichnet – gegründet worden war und die von da aus ein die Welt umspannendes Missionswerk aufgebaut hat (JF 41/22). Während aber fast überall „wir Herrnhuter*innen den Namen Mährische Kirche (Moravian Church/Iglesia Morava) tragen“, heißt es klagend im Rundschreiben der Herrnhuter Brüdergemeine Hamburg, „haben wir in unseren Breiten einen Namen, bei dem nicht nur Außenstehende ins Grübeln kommen“. Die Kirche benötige also einen „inklusiveren Namen“. Per Umfrage wurden deswegen die Mitglieder aufgefordert, Meinungen und Ideen zum Thema einzubringen. Interessant ist dabei, daß die Brüdergemeinde vor allem im 18. Jahrhundert für Aufsehen sorgte, weil in ihr Frauen alle geistlichen Ämter – mit Ausnahme des Bischofs – übernehmen konnten, was ein absolutes Novum im kirchlichen Leben jener Zeit darstellte. „Herrnhuter evangelische Kirche“ war jetzt einer der ersten Vorschläge, der einging. Allerdings läßt dieser nur die „Brüder“ verschwinden, macht die Schwestern nicht sichtbarer und hält weiterhin am Namen des Herrn Jesus fest, in dessen Obhut sich die Flüchtlinge gegeben hatten, als sie ihre Kolonie Herrnhut gründeten. Aber waren die Migranten nicht Tschechen, und gibt es in deren Sprache nicht ebenfalls einen schönen Namen für diese sächsische Stadt: Ochranov? Dann wäre „Ochranover Gemeinde“ doch tatsächlich geschlechtsneutral und divers genug. Bis 2024 ist noch Zeit, erst dann will die Synode entscheiden.