Seit 1829 prüft in Bremen am Dreikönigstag ein Schneider mit einem heißen Bügeleisen in der Hand, ob die Weser „steiht“ oder „geiht“. Die Eiswette hanseatischer Kaufleute um ein gemeinsames Kohlessen geht allerdings seit 1947, als zuletzt das höchstens 99 Pfund schwere Schneiderlein über den zugefrorenen, also „stehenden“ Fluß spazieren konnte, immer überraschungsfrei aus. Hauptsache, zwei Wochen danach findet das traditionelle mehrstündige Bankett mit etwa 800 Herren statt. Denn „wir sind ein Herrenclub und machen diesen Gendergaga nicht mit“, tönte noch 2019 Eiswett-Präsident Patrick Wendisch großspurig: „Selbst der Papst würde nicht eingeladen, wenn er eine Frau wäre“, war sich der Versicherungsunternehmer sicher. Doch nach zweijähriger Corona-Pause und gehörigem politischen Druck des rot-grünen Bremer Senats gegen diese cis*normative Machomarotten sieht die Welt nun ganz anders aus. Zwar „geiht“ die eisfreie Weser auch 2023 und der Papst ist immer noch ein Mann, aber zur 194. Eiswettfeier müssen nicht nur Damen als Gäste zugelassen werden, sondern am 21. Januar im Congress Centrum nimmt der „Herrenclub“ erstmals auch mehrere Genossinnen in seinen erlauchten Kreis auf.