Chefs von ARD und ZDF lehnen eine Fusion ab
KÖLN. Der neue ARD-Chef Kai Gniffke hat eine Fusion mit dem ZDF ausgeschlossen. Der unabhängige Journalismus sei „auf dem Rückzug“, es sei daher falsch, „jetzt unsere Vielfalt in Deutschland weiter einzuschränken“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Der publizistische Wettstreit habe dem Land „sehr gutgetan“. Kurz zuvor hatte sich der Intendant des ZDF, Norbert Himmler, ebenfalls deutlich gegen eine Fusion ausgesprochen. „Ich finde es falsch, den publizistischen Wettbewerb von ARD und ZDF in Frage zu stellen. Ich halte ihn für essentiell“, sagte er ebenfalls der dpa. Der 51jährige warnte vor einer „Machtkonzentration in einer Hand“. Selbst einer gemeinsamen Mediathek erteilte der Medienfunktionär eine Absage. Hinsichtlich der Debatte um den Rundfunkbeitrag kündigte Himmler einen höheren Bedarf an: „Wir haben jetzt in den zurückliegenden zweieinhalb Jahren der Pandemie über 50 Millionen Euro Mehrkosten, die die Pandemie verursacht hat, aus unserem Budget gestemmt, ohne daß wir mehr Geld beantragt hätten.“ Die Preissteigerungen werde man bei der nun anstehenden Meldung an die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) „berücksichtigen müssen.“ Gniffke und Himmler gehen mit ihren Äußerungen auf Konfrontationskurs zum scheidenden ARD-Intendanten Tom Buhrow, der bereits Anfang November ein Zusammenlegen von ARD und ZDF gefordert hatte, und seinen provokanten Vorschlag in der Weihnachtsausgabe der Welt am Sonntag demonstrativ wiederholte. (gb)
„Der Spiegel“ zieht Beiträge zu totem Mädchen zurück
HAMBURG. Der Spiegel hat seine Beiträge über den Tod eines syrischen Flüchtlingsmädchens in Griechenland zurückgezogen. „Zu vieles darin müßte korrigiert werden“, schrieb die Redaktion nach einer internen Überprüfung der Geschichte aus dem Sommer 2022. Das Magazin hatte geschrieben, „Maria“ sei im griechisch-türkischen Grenzgebiet an einem Skorpionstich gestorben, während die griechischen Behörden den Flüchtlingen nicht zur Hilfe gekommen seien. An der Existenz und am Tod des Mädchens waren bereits im Herbst Zweifel aufgekommen. Daraufhin nahm das Nachrichtenmagazin die Artikel zunächst offline. Nun heißt es im Untersuchungsfazit, der Autor Giorgos Christides hätte angesichts der Quellenlage „deutlich vorsichtiger formulieren müssen“. Zwar fehle ein „letzt-gültiger Beleg“, allerdings deute „manches darauf hin, daß einige der Geflüchteten den Todesfall in ihrer Verzweiflung erfunden haben könnten. Möglicherweise dachten sie, daß sie dann endlich gerettet würden.“ Auch „die Darstellung der griechischen Regierung“ bilde „nicht korrekt ab, was passiert ist“. Zudem seien die Aufenthaltsorte der Flüchtlinge „nicht korrekt beschrieben“. (gb)
Aufgelesen
„Die Fähigkeit, die Gesellschaft abzubilden, hängt davon ab, daß man gute Journalisten hat, nicht woher sie kommen oder welches Geschlecht sie haben.“
„FAZ“-Herausgeber Jürgen Kaube bei der Gleichstellungsinitiative ProQuote Medien